Page 43 - Heimatbuch der Gemeinde Schildorn
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  Pfarrchronik GEMEINDE
SCHILDORN
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Neuer Organist wurde Johann Dirmaier, und zwar solange, bis seine Schwester Mathilde das Orgel- spielen gelernt hatte.
Viel Arbeit hatte der Pfarrer mit den Ariernach- weisen (Abstammungsnachweis). Für alle in Schil- dorn Geborenen musste er die Unterlagen aus den Matrikelbüchern heraussuchen.
1939 - 1945: 2. Weltkrieg – 45 Kriegsteilnehmer der Pfarre Schildorn kamen nicht mehr nach Hause.
Ab dem Schuljahr 1938/39 wurde der Religions- unterricht von drei auf zwei Stunden reduziert, außerdem hieß das Fach jetzt Konfessionsunter- richt und war ein Freigegenstand, zu dem die Kin- der extra angemeldet werden mussten. Während der NS-Zeit gab es in einem Schuljahr nur 2 Kinder, die nicht angemeldet waren, sonst gingen die Kin- der geschlossen zum Religionsunterricht.
Als Ersatz für den im Mai 1939 aufgehobenen Reli- gionsfonds von Kaiser Josef II. durften die evangeli- sche und die katholische Kirche von ihren Mitglie- dern Kirchenbeiträge einheben.
In Schildorn zahlten 156 Personen (meist Dienstbo- ten) mit einem Monatseinkommen von bis zu 150,- Reichsmark (RM) 3,- RM als jährlichen Kirchenbei- trag. 63 Personen hatten ein monatliches Einkom- men von 150,- bis 220,- RM und bezahlten 6,- RM. 33 Personen verdienten zwischen 220,- und 300,- RM und leisteten 10,- RM. 13 Personen hatten über 300,- RM monatliches Einkommen und zahlten 15,- RM. 5 Schildorner wollten überhaupt nichts zahlen und 2 waren außerstande, einen Beitrag zu leisten. Der Kirchenbeitrag wurde von den Pfarrangehöri- gen in der Pfarrkanzlei bezahlt.
Auf Grund der Religionsfondsaufhebung erfolgte die Konstituierung eines Pfarrkirchenrates, der sich um alle wirtschaftlichen Angelegenheiten der Pfar- re zu kümmern hatte.
Die Mitglieder des ersten Schildorner Pfarrkirchen- rates waren:
Moser Josef, Bauer in Leiten (bisher Patronats- kommissär und örtlicher Vertreter des Religions- fonds)
Bleckenwegner Alois, Lanecker in Schmidsberg Seifried Franz, Rieplbauer in Ebersau Adlmannseder August, Metzger in Schildorn
Stockinger Georg, Fuhrmann in Litzlham
Rescheneder Johann, Hansenbauer in Parz Ersatzmitglieder:
Hangler Johann, Spitzer in St. Kollmann Bachinger Franz, Spitzerjager in Ebersau Feitzinger Josef, Rauscher in Litzlham
Die erste Sitzung des Pfarrkirchenrates fand am 22. Oktober 1939 statt.
Die NS-Verwaltung verbot ab 1940 das Glockenläu- ten außerhalb der Zeit von 8:00 bis 18:00 Uhr. Es durfte auch nie länger als 3 Minuten ununterbro- chen geläutet werden.
Ein SA-Mann führte mit Unterstützung eines Gen- darmen des Postens Pramet am 11. März 1940 im Pfarrhof eine Hausdurchsuchung durch. Gesucht wurde nach wehrkraftzersetzenden Briefen des Ortspfarrers an Frontsoldaten. Gefunden wurde aber nichts.
Pfarrer Daxl von Waldzell hatte weniger Glück und wurde am 7. April 1940 verhaftet. Wegen Abhörens von Feindsendern wurde er zu zwei Jahren Kerker verurteilt und ins KZ Dachau eingeliefert.
Pfarrer Alois Wiesinger führte die Pfarrchronik nicht mehr weiter. Die Gefahr war zu groß, wegen Aufzeichnungen, die der NSDAP nicht passten, ins Gefängnis zu wandern. Die NS-Propaganda ließ nur ihre Sicht der Dinge zu. Die Pfarrchronik der Jahre 1940 -1945 wurde nach dem Einmarsch der Ameri- kaner nachgeschrieben.
1940 wurden aus kriegswirtschaftlichen Erwägun- gen alle kirchlichen Feiertage abgeschafft, die auf einen Wochentag fielen. Kirchliche Prozessionen durften nur mehr mit polizeilicher Erlaubnis durch- geführt werden. Die Prozessionen waren 14 Tage vorher anzumelden.
Ab 1. Jänner 1941 musste von der Pfarre an die Gemeinde 25,- RM monatliche Miete für den im Besitz der Gemeinde befindlichen Pfarrhof bezahlt werden. Den Gemeindeverwaltungen wurden vom zuständigen Minister in Berlin verboten, irgendwel- che Unterstützung für die Kirche zu leisten. Der Pfarrhof wurde am 11. März 1942 um 25.000,- RM von der Diözese angekauft. Die Zeugstätte der Feu- erwehr Schildorn blieb aber weiterhin in der süd- westlichen Ecke des Pfarrhauses untergebracht (heute Pfarrkanzlei).
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