Page 19 - Heimatbuch der Gemeinde Schildorn
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  Geschichte GEMEINDE
SCHILDORN
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Die Mitglieder der österreichischen Vaterländi- schen Front (die einzige erlaubte Partei) veranstal- ten Versammlungen und Aufmärsche, ähnlich den Nazis in Deutschland.
Es kommt zu politisch motivierten Gewalttaten gegen die Anhänger der jeweils anderen Partei (die Sozialdemokraten haben in Schildorn damals noch sehr wenig Anhänger). Auf das Haus eines Heim- wehrmitgliedes in Schildorn wird ein Böllerattentat verübt, zum Glück gibt es aber keine Verletzten.
Die miserable wirtschaftliche Situation führt zu auffallend vielen Einbruchsdiebstählen, bei denen Geld, Kleider und Lebensmittel gestohlen werden.
Nach der Ermordung des Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß am 25. Juli 1934 durch österreichische Nazis wird in der Pfarrkirche ein Requiem gehalten. Die Ortsgruppe der Vaterländischen Front hält ebenfalls eine Gedenkfeier mit Messe für den ermordeten Bundeskanzler ab. Die österreichweite Sammlung für ein Dollfuß-Denkmal wird auch in Schildorn durchgeführt.
1935 wird beim Südeingang der Pfarrkirche auf dem Kriegerdenkmal für die im 1. Weltkrieg gefallenen Soldaten ganz oben eine Gedenkschrift mit Bild von Dollfuß angebracht. Nach dem Anschluss Öster- reichs an Deutschland sorgfältig übermalt und bis heute nicht mehr freigelegt, ist die Inschrift bei genauerer Betrachtung noch erkennbar.
Ein Erdbeben am 9. Oktober 1935 um 20:55 Uhr ist auch in Schildorn deutlich zu spüren. Der schwere Ofen in der Pfarrkanzlei bewegt sich zum Schrecken von Pfarrer Wiesinger.
Der Ehrenbürger und langjährige Bürgermeister von Schildorn, Johann Dirmaier (83) stirbt am 9. Jänner 1936. Er wird unter großer Anteilnahme der Schildorner Bevölkerung in Ried im Innkreis begraben.
Die 1928 von den Gemeinden Schildorn und Pramet neu erbaute Straße von Schildorn nach Pramet (Länge 1838 m) wird am 1. Jänner 1936 in das Lan- desstraßennetz übernommen.
Erstmals seit dem 1. Weltkrieg werden am 20. Juni 1936 wieder Wehrpflichtige zur Stellung einberu- fen. Von 9 stellungspflichtigen Schildornern sind 8 tauglich.
In der Nacht vom 30. November auf den 1. Dezem- ber 1936 brennt das gerade erst generalsanierte Haus des Bergmannes Franz Gattermann in Krona- witten vollständig nieder. Der Besitzer wird 2 Wochen in Untersuchungshaft gehalten, aber der Verdacht auf Brandstiftung ist haltlos. Unter Mit- hilfe von Nachbarn, Verwandten und Arbeitskolle- gen aus dem Bergwerk kann das Haus wieder auf- gebaut werden.
Der Bauer Josef Adlmannseder wird in der Nacht zum 6. Juli 1937 Opfer eines brutalen Raubüberfal- les. Auf dem Nachhauseweg von einer Hochzeit in Waldzell wird er von einem Unbekannten im Bereich der Ortschaft Bleckenwegen mit einem Holzprügel übel zugerichtet. Der Räuber ergreift aber an Stelle der Geldtasche mit dem Geld für einen Pferdekauf nur das Notizbuch, sodass wenigstens kein finanzieller Schaden entsteht. Adl- mannseder muss mehrere Tage im Krankenhaus ver- bringen.
1937 wird die "Radfahrerabgabe" eingeführt. 305 Fahrräder und 2 Motorräder bekommen in Schil- dorn eine Erkennungsnummer, die an der Lenkstan- ge zu befestigen ist. Diese Radfahrerabgabe wird bis zum Einmarsch von Hitler im März 1938 einge- hoben und war allgemein sehr verhasst.
Nach langer Zeit gibt es in Schildorn wieder einen Baumeister. Johann Zweimüller, Ebersau 1, meldet 1937 das Maurergewerbe an.
Ein gewaltiges Nordlicht erhellt den Himmel über Schildorn am Abend des 25. Jänner 1938. Die Gebäude erscheinen blutrot im Schein des Nord- lichtes. Selbst ältere haben Einwohner hatten Der- artiges noch nie gesehen. Von vielen wird die Erscheinung als Vorbote eines nahen Krieges gedeu- tet.
Preise 1938
1 kg Erdäpfel 12-14 g Landbutter 2,60-3,20 S
Emmentalerkäse 3,60 S
Äpfel 30 g – 50 g
1 Ferkel bis 10 kg Lebendgewicht 16-20 S
 Butter 4,40-4,80 S Bienenhonig 4,- S
  Vollmilch 38 g
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