Page 175 - Heimatbuch der Gemeinde Schildorn
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  Bemerkenswertes GEMEINDE SCHILDORN
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  Der Maibaum von Schildorn oder „2 feindliche Dörfer“
 Die Entfernung der Dörfer (Pattigham, Pramet, Schildorn, Waldzell) am Rande des Hausruckwaldes beträgt jeweils nur 3 km. Als 1850 die Ortsgemein- den gegründet wurden, entstand die Gemeinde Schildorn-Pramet etwa in den Grenzen der damals bestehenden Pfarre Schildorn. Durch Neid, Miss- gunst und auch der Einmischung von Gemeinde- vorstand und Geistlichkeit verschlechterte sich das Klima zwischen den Ortschaften zusehends. Die Landesregierung ordnete 1884 die Trennung der Gemeinde an, die dann im Wahljahr 1888 durchge- führt wurde.
Einer der Gründe dafür soll angeblich die folgende Maibaumgeschichte von 1880 gewesen sein:
Veröffentlicht im "Politischen Sonntags-Blatt für das Innviertel", 13.06.1880
So dachte auch heuer bei uns in Schildorn am 1. Mai bei der Aufstellung eines solchen Maibaumes niemand daran, daß er für gewisse Personen ein Stein des Anstoßes werden könnte. Wäre dieser Baum anderswo und nicht in Schildorn aufgestellt worden, so würden der "eifrige Seelenhirt" und mit ihm ein paar Gleichgesinnte, nicht daran gedacht haben, einen Anstand dagegen zu erheben. So aber brachen sie diese Gelegenheit vom Zaune, um die Leute nicht zur Ruhe kommen zu lassen und das ihnen immer vorschwebende Ziel, nämlich die Abtrennung von Pramet aus der uralten Pfarre Schil- dorn desto leichter zu erreichen.
Der Maibaum von 1880 stand auf dem Grund des Georg Zauner, Wolfbauer und die Schildorner hat- ten die damals üblichen "Hansel und Gretel" Figu- ren Rücken an Rücken am Maibaum befestigt, wobei die Gretel den Kopf ein wenig nach dem Hansel umdrehte. Daraufhin erhielt der Wolfbauer ein Schreiben von der Gemeindevorstehung Schil- dorn, die sich damals in Pramet befand und auch zum Großteil aus Prametern bestand, dass der Mai- baum wegen "Unsittlichkeit" entfernt werden müsse. Nachdem die Schildorner dieser Aufforde- rung nicht nachkamen, sondern nur die "anstöß- lichen" Puppen entfernten, kam am Abend des selben Tages der Gemeindediener Kreuzhuber von
Pramet und hackte den Baum um. Das ließen sich die Schildorner natürlich nicht gefallen und stell- ten nach Rückfrage bei der BH Ried einen neuen Baum auf, den nun ein einzelnes, mit Hacke und Schnapsflasche ausgerüstetes Manderl zierte. Die etwas lang geratene Nase hatte zweifellos eine gewisse Ähnlichkeit mit der des Bürgermeisters, und so war der Anlass für die Prameter gegeben, den Baum auch am 29.Mai(2 Tage vor dem Umlegen) nochmals umzuhacken. Als nun Kreuzhuber mit seiner Hacke, der Gemeindeschreiber Feitzinger, der Simandlbauer und der Bergbauer in der Loh herüberkamen, waren die Schildorner schon gestellt und es kam zu einer handfesten Rauferei, die zwar den Maibaum rettete, aber dafür ein gerichtliches Nachspiel hatte.
Sonntags-Blatt,13.06.1880: Es ist nun allerdings richtig, daß Kreuzhuber mehrere vergebliche Versu- che machte, an den Baum heranzukommen, und daß er später auch mit einem Stocke heftig auf die Bur- schen losschlug, zu weiteren Thätlichkeiten ist es aber nicht gekommen!
Es ist auch ganz unwahr, daß Kreuzhuber mit Wasser begossen wurde und daß ihn die Weiber jämmerlich zurichteten.
Sonntags-Blatt, 17.10.1880: AUS DEM GERICHTS- SAAL; Lieferten die vorgeführten Beweise auch zwei- fellos das Resultat, daß sich die Schildorner am 29. Mai 1880 an dem Gemeindediener Josef Kreuzhuber thätlich vergriffen - so warf doch die Beweisaufnah- me auf das Vorgehen der Gemeindevorstehung Schil- dorn (Pramet) und ihrer Organe einige ganz eigent- hümliche Streiflichter.
Die Verhandlung welche bis halb 11 Uhr Nachts dau- erte, endigte damit, daß der Krämer Josef Pletzene- der, die Bauernknechte Josef Sensenberger, Josef Diermayer und die Magd Marie Stöger zu Kerkerstra- fen in der Dauer von 2 Monaten, 3 Wochen, 4 Wochen und 6 Wochen verurteilt wurden. Der Metz- gersohn Josef Adlmannseder und Franz Diermayer wurden mit 3 Tagen Arrest bedroht. Die Buchfinken- gutsbesitzerin Theresia Diermayr wurde von der Anklage freigesprochen.
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