Page 174 - Heimatbuch der Gemeinde Schildorn
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GEMEINDE
SCHILDORN Bemerkenswertes
 Die Ebersauer-Zeche kam aus den Ortschaften Eckl- ham, Ebersau, Marö und Reindlberg.
Die Wallner-Zeche (auch Kleinwallner weil sich die Prameter und Schildorner Wallner getrennt hatten) bestand aus St.Kollmann, Wolfersberg, Schmids- berg und Kronawitten.
Natürlich gab es bei echten Innviertlern auch manchmal kleinere bis größere Spannungen, die des Öfteren in handfeste Meinungsverschiedenhei- ten und im ärgsten Fall in brutale Raufereien aus- arteten.
Wie schon im Paradies waren meistens die Frauen schuld. Bei den Martinikirtagen passierte es nicht selten, dass ein "Ahnungsloser, Unschuldiger" von einem "Brutalen, Streitsüchtigen"-natürlich völlig grundlos- einen Maßkrug oder eine Bankhaxn auf den Schädel bekam.
Nachdem die Zechen sich immer öfter auf das Rau- fen verlegten, patroullierte auf Ersuchen des Wirtes bei Veranstaltungen manchmal die Gendarmerie, die dem Treiben teilweise mit empfindlichen Geld- und auch Kerkerstrafen ein Ende setzte.
Letztendlich aber waren die Zechen für die damali- ge Zeit ein wichtiges Kulturforum. Da ein Gast- hausbesuch war für die jungen Leute fast uner- schwinglich war, traf man sich eben bei den Bauern und bei einem Krug Most gab es manch gemütliche Runde.
Das Maschindreschen –
anstrengend und lustig zugleich
Die Arbeitsmannschaft beim Maschindreschen setz- te sich im Groben wie folgt zusammen:
1 Heizer und 2 Einlasser welche während der Druschzeit fix mit der Dampfmaschine unterwegs waren 2 Außerschmeißer, 2 Troadtråger, 2 Gratn- tråger, 1 Tennkehrerin, 2 Führischmeißer (zum Zylinder), 2 Aufschneider und 2 Maschinweiber- leut.
Die Leute kamen von verschiedenen Bauern die im Austausch beim Dreschen gegenseitig ihre Dienst- boten zum Helfen schickten. Der Tagesablauf wurde vom Heizer der Dampfmaschine vorgegeben. Durch Pfeifsignale wurden so Pausen, Arbeitsbe-
ginn und Arbeitsende angezeigt. Das Pfeifen des Dampfers war im ganzen Dorf zu hören, sodass zu spät kommende keine Ausreden hatten und schleu- nigst an die Arbeit gingen.
Mittags gingen die meisten nach Hause um die Kühe zu melken und kamen um 13 Uhr pünktlich zu Arbeitsbeginn wieder zurück.
Nach dem Feierabend konnten sich die Arbeiter bei Bauernkrapfen (Maschinkrapfen), Weinbeerbunkel und Most stärken.
Beim Maschintanz wurde gesungen, gefeiert und so manches Spiel zum Zeitvertreib gemacht.
Beim Dreschen wurde hart gearbeitet, aber nach getaner Arbeit auch zusammen gelacht und gefeiert- man hatte es sich schließlich verdient.
Kleine Anekdoten
Beim Maibaumstellen der Wallner-Zeche hatte man die Proportionen zwischen Kränzen und dem Stamm des Maibaumes schlecht berechnet. Beim Aufstellen wurden die Kränze zu schwer, und der Baum brach in der Mitte ab. Doch niemand soll die Schildorner Wallner unterschätzen, sofort wurde vom Winklinger- holz ein Ersatzbaum "ausgeliehen", über Nacht aus- gekränzt und am nächsten Morgen war von dem Missgeschick nichts mehr zu sehen.
Am Osterdienstag des Jahres 1936 fand beim Wirt z’Ebersau eine seltene Begebenheit statt:
Die 86jährige Anna Maria Rachbauer hatte sich einen eingezwickten Leistenbruch zugezogen und war nicht bereit, in ein Krankenhaus zum Operieren zu gehen. Es kam schließlich soweit, dass der Rieder Arzt Dr. Ortner nach Ebersau kam, um die Lage zu erkunden.
Nachdem die Patientin immer wieder sagte, sie werde in ihrem Alter keinesfalls mehr in ein Krankenhaus gehen, operierte Dr. Ortner die alte Frau an Ort und Stelle auf zwei zusammen geschobenen Tischen und zwar "komplikationslos".
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