Page 173 - Heimatbuch der Gemeinde Schildorn
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  Bemerkenswertes GEMEINDE SCHILDORN
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  Geschichte(l)n von und über Schildorn
 Einzug von Strom und elektrischem
Licht in die Häuser von Schildorn
Als 1922 ausgehend vom "Metzgertrafo" die ersten Stromleitungen durch das Land gezogen wurden, mussten die Leute kräftig mithelfen. Jeder der an das Stromnetz angeschlossen wurde, beteiligte sich beim Mastensetzen. Zu Anfang waren es haupt- sächlich die Bauern, die in den Genuss der Elektri- zität kamen. Später entdeckten auch die "Häusl- leut" die Vorteile vom Licht ohne Feuer. Man kann sich heutzutage nur schwer vorstellen, was es für die Menschen bedeutet hat, plötzlich mit einer ein- fachen Handbewegung Licht machen zu können. Musste man früher beim Krämer Petroleum holen, welches aus großen Fässern in die mitgebrachten Kannen geschöpft wurde, und dieses dann in sämt- lichen Räumen per Docht entzünden, so war nun alles viel einfacher und vor allem sicherer. Die tech- nischen Voraussetzungen unter denen das Strom- netz gebaut wurde, waren jedoch mit den heutigen keinesfalls vergleichbar. So musste der Verbrauch vorerst an die Leistungsfähigkeit von Leitungen und Trafo angepasst werden.
Um keine Überlastung zu riskieren, wurden Höchst- grenzen eingeführt.
Pro Anschluss durfte höchstens betrieben werden:
• 4 Glühbirnen für das Wohnhaus
• 4 Glühbirnen für Stall und die Wirtschafts-
gebäude
• Ein 4-PS-Motor der über Transmissionsriemen zu
möglichst vielen Arbeiten benutzt wurde.
Die Elektrizität hat den Schildornern sicher viele Vereinfachungen und Arbeitserleichterungen ge- bracht. Es wäre aber auch vorstellbar, dass so man- cher Bursch beim "Fensterln" die Helligkeit der elektrischen Glühbirnen verflucht hat.
"Werds as scho segn, in zwoa Jahr
wachst nix mehr!"
Mit diesem Satz haben die alten Bauern um 1950 die ersten Traktoren und landwirtschaftlichen Maschi-
nen begrüßt. Die erste Landwirtschaftliche Zugma- schine wurde 1943 vom "Bachl in Freidling" gekauft. Es war dies ein schwerer, unwendiger Trak- tor mit einem großen Heizkessel und "Holzgaseran- trieb".
Dieses System setzte sich aber aufgrund der Repa- raturanfälligkeit nicht durch. Die Herstellerfirma KRAMER ist- vielleicht auch deshalb- bis heute eher unbekannt.
1949 wurde der Holzgaser von einem richtigen Traktor, einem 26er-Steyr ersetzt. Interessant sind die Kosten, die ein solches Gefährt damals verur- sachte. Der 1951 von August Adlmannseder(Fischer) gekaufte Steyr mit 30 PS, kostete exakt 50.850,-ATS also ca.3700 EUR.
Um 1955 kamen in Schildorn die ersten Mähdre- scher zum Einsatz. Hersteller waren die Firmen Har- ris und Bautz. Mit einer Schnittbreite von 1,70 Metern und einer Sackabfüllung waren die selbst fahrenden Dreschmaschinen wahre Wunderwerke der Technik.
Zugleich verloren die Dreschgemeinschaften mit Dampfmaschine und Dreschwagen immer mehr an Bedeutung. Im Zuge der Modernisierung wurden auch die Bediensteten auf den Bauernhöfen weni- ger und viele Menschen, die in der Landwirtschaft ihr Brot verdienten, mussten sich ein anderes Betä- tigungsfeld suchen. Heute würden wir vielleicht sagen: Umschulung wegen Rationalisierung.
Bei da Zech is lusti gwen
Die Zechen waren Gruppen, in denen sich junge Leute zusammengeschlossen hatten um gemeinsa- men Interessen wie Singen und Tanzen nachzuge- hen. Neben anderen Tänzen wurde auch der Land- ler und das Gstanzlsingen gepflegt.
In Schildorn gab es drei Zechen, wobei jede den Landler auf eigene Art und Weise nach der jeweili- gen "Eicht" tanzte.
Litzlhamer-Zeche bestehend aus den Ortschaften Freidling, Pieret, Weiketsedt, Ottenberg und Litzl- ham;
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