Page 157 - Heimatbuch der Gemeinde Schildorn
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  Volkskundliches GEMEINDE SCHILDORN
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Das beim Leichenzug mitgeführte Holzkreuz wurde nach einem Jahr entfernt und durch ein dauerhaf- tes Grabmal ersetzt.
Nach der Bestattung, der „Leiche“, fand und findet noch heute in einem Gasthaus ein gemeinsames Mahl der Angehörigen und der anderen Trauergäste statt, die „Zehrung“. An der nahmen auch Pfarrer, Mesner, Totengräber, Sargträger, Chor und Musik teil. Das übliche Essen bestand aus Rindsuppe mit Semmelschnitten und Rindfleisch mit Semmelkren, bei weniger Bemittelten aus Gulasch oder Beuschl.
Volkskunst
Volkstracht
Bis ca. 1930 wurde von vielen Frauen das große, schwarze Kopftuch zu festlichen Anlässen getra- gen.
    Am häufigsten wird man bei diesem Wort wohl an die bemalten Bauerntruhen denken. Die Bauernhof- form in Schildorn ist der im Innviertel übliche Vier- seithof: dem nordseitig gelegenen Wohnhaus steht gewöhnlich ein doppeltenniger Stadel gegenüber. Zu beiden Seiten des annähernd quadratischen Hof- platzes liegen die Wirtschaftsgebäude. Hoftore ver- binden die vier Objekte, Sonnentore genannt, wenn sie das Sonnenmotiv schmückt.
Bäckermeister Dirmaier
Festtagskopftücher waren aus schwarzem Seiden- taft in der Größe „Sieben- bis Zehnviertel-Ellen“, weniger festliche aus schwarzem Cloth. Seit etwa 1840 war in Oberösterreich die Kopfbedeckung der Frauen ein schwarzes Kopftuch, das seit 1880 immer größere Dimensionen annahm. Die Bin- dungsart war fast in jedem Ort anders. Es gab etwa 40 verschiedene Möglichkeiten das Kopftuch ein- bis vierzipfelig zu binden.13 In Schildorn wurde das Kopftuch „innviertlerisch“ gebunden: die zwei Flü- geln schließen sich zu einer Spitze.
Als dieses Kopftuch bereits abgekommen war, ließ man noch einige verstorbene Bäuerinnen mit auf- gesetztem schwarzseidenen Kopftuch begraben.
Die sogenannten „erneuerten“ Trachten wurde vom „Oberösterreichischen Heimatwerk“ auf Grund der viel farbenprächtigeren Trachten des 18. Jahrhun-
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