Page 159 - Heimatbuch der Gemeinde Schildorn
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  Volkskundliches GEMEINDE
SCHILDORN
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Bei einem Gewitter wurde die „Wetterkerze“ ange- zündet und gebetet.
Beim Umschneiden eines Baumes schlug der Bauer, sobald der Baum gefallen war, mit der Asthacke in den stehengebliebenen Stock drei Kreuze. Die Kreu- ze sollten verhindern, dass der Teufel auf dem Stock hackt. Man sollte auch keine Hacke im Holz stecke lassen, weil dann in der Nacht der Teufel Holz hackt.
An den Feiertagen, z.B. Pfingsten, soll man nicht nähen, das bringt Unglück.
Wenn man das erste Mal im Jahr den Kuckuck schreien hört und hat kein Geld bei sich, dann hat man das ganze Jahr keines.
Auch eine Reihe von „Bauernregeln“ sind in Schil- dorn bekannt:
Peterståg – rennt dem Korn d’Wurzln å!
Nåch St. Gall (16. Oktober) ghert d’Kuah in Stall.
Spielgut von Kindern und Erwachsenen
Die Kinder spielten besonders im Frühling das Tem- pelhüpfen, bei dem sie auf dem Boden bestimmte Figuren als Spielfelder zeichneten, die sie dann unter verschiedenen Erschwernissen durchhüpfen mussten.
Für die Buben gab es bis ca. 1965 im Frühling kein wichtigeres Spiel als das „Lo(ch)scheib’n“. Die Erde musste etwas weich sein, sodass mit dem Schuhab- satz eine Mulde gebohrt werden konnte, und los ging es mit dem Kugerlscheiben.
Im Frühling, wenn die Bäume austreiben, war die Zeit des Maipfeiferlmachens. Von einem Zweig einer Traubenkirsche (Pfeiferlholz), Weide oder Esche wurde ein Stück abgeschnitten. Dann ver- suchte man durch Klopfen die Rinde unverletzt
vom Holz zu lösen. Dabei sagten die Kinder: „Pfei- ferl, geh å, sunst wirf i di in Bå(ch), fressn di d’Schlången und d`Nådern å(b)“ Wenn sich der Stab aus der Rinde ziehen ließ, wurde ein Mundstück geschnitzt und das Pfeiferl zusammengesetzt.
Zwei Spiele, die vor 30 Jahren noch gespielt, heute aber fast vergessen sind, seien genauer erklärt:14
Lampeldieb
Alle Kinder hocken im Kreis. Sie sind die Schafe. Ein Kind, der Hirt, hockt in der Mitte und hält sich die Augen zu. Ein Kind, das den Dieb spielt, geht außen herum. Zwischen Dieb und Hirt entwickelt sich nun folgendes Gespräch im Leierton: Hirt: „Wer geht ums Haus? Wer geht ums Haus?“ Dieb: „Da Lampl- diab! Da Lampldiab!“ Hirt: „Stiehl ma fein koa Lampl net.“ Dieb: „Nana, nana, des tua i net.“ Sooft sich dieses Gespräch wiederholt, nimmt der Dieb ein Schaf, ein Kind, mit, das in der Nähe bleibt. Zuletzt läuft der Dieb mit den Schafen fort, und der Hirt muss versuchen, seine Lamperl zu fangen.
Psychologen erkennen in diesem Spiel in der Figur des Diebes, ebenso wie im „Schwarzen Mann“, den Tod, der einen nach dem anderen holt.
Die Hexe im Keller
Die Kinder stellen sich im Kreis auf und ahmen eine Arbeit nach. Innerhalb des Kreises ist der Keller. Dort sitzt ein Kind als Hexe. Das älteste der anderen Kinder ist die Mutter. Zwischen Mutter und einem der Kinder entwickelt sich folgendes Gespräch: Kind: „Mutter, ich möchte gern ein Butterbrot!“ Mutter: „Hol die Butter aus dem Keller!“ Das Kind geht und stößt an die Hexe an, die „Huuuu“ macht und es zurückschreckt. Das Kind läuft zur Mutter. „Mutter, da ist wer unten!“ „Wer denn?“ „A alte Hex!“ Die Mutter schickt ein zweites Kind mit. Die beiden kommen zurück. Ein drittes Kind wird mit- geschickt usw., bis die Mutter selbst in den Keller geht. Sie schüttelt die Hexe beim Kopf und sagt zu den Kindern: „Es ist nur ein Butterfass!“ Dann fragt sie die Hexe: „Was frisst du?“ „Menschenfleisch.“ „Was trinkst du?“ „Menschenblut.“ „Wie lang ist dein Messer?“ „Sooo lang!“ „Frisst du auch meine Kinder?“ „Ja.“ „Wann kommst du?“ Die Hexe
 Pauli Bekehr (25. Jänner) – hålb hinum, hålb herum. (An diesem Tag ist „Halbwinter“)
 Mathias (24. Februar) brichts Eis – hat er koans, so macht er oans.
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