Page 155 - Heimatbuch der Gemeinde Schildorn
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  Volkskundliches GEMEINDE
SCHILDORN
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mit Kranzljungfrau oder mit seinem Vater, die Hochzeitsgäste folgten. Die Mutter der Braut ging nicht im Hochzeitszug mit, „weil sie trägt das Kreuz mit“.
Beim Zug aus der Kirche war das Wegabsperren („Afhobn“) üblich. Freunde oder Nachbarn sperrten den Weg mit einer Stange oder einem Seil ab. Der Bräutigam oder der Brautführer mussten dann eine Maut entrichten, sodass der Hochzeitszug seinen Weg zum Wirtshaus fortsetzen konnte. Früher zahl- ten die Gäste der Hochzeitstafel das Essen selbst („s’Mahl“). Der Wirt ging manchmal mit dem Braut- paar beim Hochzeitladen mit.
Heute sind die Hochzeiten überwiegend „Freita- feln“ und statt des Mahlgeldes werden dem Braut- paar größere Geschenke oder Geld überreicht.
Üblich ist noch immer das „Heochzatschaun gehen“ der Nachbarn und Bekannten, die der Trauungs- messe beiwohnen oder die Hochzeitsfeier im Wirts- haus besuchen und dem Brautpaar gratulieren. Die meisten Hochzeiten finden heute an einem Sams- tagnachmittag statt. Der alte Termin für eine „Bau- ernhochzeit“ war der Dienstag. Die Trauungsmes- sen waren früher am Vormittag, sodass das Hoch- zeitsmahl ein Mittagessen war. Am Nachmittag ließ sich die Hochzeitsgesellschaft fotografieren, und wenn es eine „tanzende“ Hochzeit war, spielte am Abend eine Tanzmusik.
Zum Mittagessen gab es fast immer einen Kalbsbra- ten, nachmittags Kaffee und Torte, später eine
Jause (Aufschnitt) und am Abend eine „Hirnsuppe“ und Schnitzel.
Wegen der Enge der Wirtshaussäle teilte ein Tanz- meister die Gruppen (Zechen, Ortschaften, Ver- wandtschaften, Freunde des Bräutigams oder der Braut und Tische) zum Tanzen ein. Die Zechkamera- den des Bräutigams entführten die Braut vom Hochzeitstisch („Brautstehlen“) und der Brautfüh- rer (Firmpate des Bräutigams) musste sie wieder auslösen. Heute übernehmen Teilnehmer der Hoch- zeitstafel oder Vereine in denen der Bräutigam oder die Braut Mitglied sind das Brautstehlen.
Die Zeche des Bräutigams hatte beim Tanz die erste Eicht und tanzte diese mit dem Brautpaar.
Zum Abschluss der Hochzeitsfeier, gegen Mitter- nacht, wurde der Jungfrauentanz ausgerufen. Wenn die Ledigen auch verheiratete Frauen zum Tanz aufforderten hieß es „Weibertanz.“ Die Mäd- chen tanzten angeführt von Braut und Kranzljung- fer paarweise miteinander. Abwechselnd wurde Walzer getanzt und im Gehschritt Danzl (=Gstanzl) gesungen, deren Texte sich in spöttischer bis bos- hafter Weise auf die Spielleute, die Kranzljungfrau, das Brautpaar, den Brautführer und auf alle Bur- schen bezogen.
Auch heute noch geht das Brautpaar am folgenden Tag wieder in die Kirche zur Messe, um der verstor- benen Verwandten zu gedenken, die nicht mehr an der Hochzeit teilnehmen konnten.
Wenn die Braut vom Elternhaus weggeheiratet hat, sollte sie in der ersten Woche nicht dorthin zurück kommen. Dafür wurde dann dort am Sonntag nach der Hochzeit die „Glückssuppe“, früher „Bschoad- essen“, eingenommen. Früher war es nur eine Suppe, heute gibt es üblicherweise Schnitzel.
Im folgenden Kalenderjahr übernahmen die Bräuti- game in der Kirche das Amt des Zechpropstes, d.h. des Geldabsammlers während des Gottesdienstes.
  Geh i her üba d’Acka und her üba d’Au
dö Scheana af da Houzat is d’Kranzljungfrau.
Sie is net die Scheana, sie buid eahm’s gråd ein håt an Kropf auf da Seitn, schaut stockfinsta drein.
(Gesungen 1946 bei der Badergruber-Hochzeit)
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