Page 156 - Heimatbuch der Gemeinde Schildorn
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GEMEINDE
SCHILDORN Volkskundliches
 Begräbnis
Von einem eingetretenen Todesfall wurden bis vor ganz kurzer Zeit die Bekannten und Verwandten durch einen „Kirchensager“ mit den Worten „Beim N. lassens bitten, wånn übermorgen wer mit der Leichgang“ benachrichtigt. Gleichzeitig wurde auch zur Totenwache eingeladen. Der Einsager wurde mit einem Trinkgeld bedacht. Wenn der Ein- sager kein Familienmitglied war, wurde er von den Hinterbliebenen für seine Dienste bezahlt.
Gedruckte Sterbanzeigen (Parten) sind seit ca. 1920 bei den Vermögenden, seit 1950 allgemein, üblich.
Früher machte jeder Tischler auch Särge und gewis- se Personen aus der Nachbarschaft besorgten das Waschen und Ankleiden der Leiche.
War der Verstorbene ein (verheirateter) Erwachse- ner, so wurde ihm schwarze Kleidung angezogen, aber keine Schuhe. Junge Mädchen wurden wie eine Braut ausgestattet, Kinder wurden weiß gekleidet.
mit Tüchern verhängt und neben den Toten stellte man ein Weihbrunngefäß mit einem Segenbaum- zweig. In den Ziervorhängen waren oft Sprüche eingestickt, z.B.:
Bis 1961/62 wurde um etwa acht Uhr abends im Sterbehaus eine Betstunde, „dås Gamen“, abgehal- ten, wobei der Rosenkranz und eine Litanei gebetet wurden. Die Besucher der Betstunde wurden mit Brot, Most und Äpfeln bewirtet. Ein Brotlaib wurde herumgereicht und jeder schnitt sich nach Belieben davon ab.
Bei Kindern und unverheirateten Mädchen waren der Sarg, die „Taotnbahr“, und das mitgetragene Kreuz weiß, bei Jugendlichen holzfarben. Bei Erwachsenen war der Sarg braun, selten schwarz, das Kreuz aber immer schwarz. Beim Verlassen des Hauses wurde der Sarg auf jeder Türschwelle niedergestellt und dabei gebetet. Das Vorbeten übernahm der Sargtischler.
Der Leitnerwirt von Waldzell brachte bis etwa 1965 mit seinem Leichenwagen und zwei schwarzen Pfer- den die Verstorbenen der Pfarre Schildorn zur Totenmesse.
Am Ortseingang erwartete der Pfarrer den Leichen- zug und geleitete diesen zur Kirche. Die Begräb- nisse, genauer die Totenmessen fanden früher am Vormittag um zehn Uhr statt. Von der Kirche bis zum Grab wurde der Sarg von Nachbarn, Verein- skameraden oder Arbeitskollegen getragen.
Vor dem Sarg wurde noch vor wenigen Jahren neben dem Kreuz bei Frauen und Jugendlichen eine Laterne mitgetragen. Diese Aufgabe übernahmen bei jugendlichen Toten die Tauf- und Firmpaten. Wenn keine derartigen Verwandten vorhanden waren, trugen Nachbarinnen (oder auch die Kir- chensagerin) Kreuz und Laterne. Neben dem Sarg vier Kerzen mitzutragen, ist noch nicht abgekom- men.
Für verstorbene Kinder war auf dem Friedhof ein eigener Platz vorgesehen.
   Dem Toten gab man einen Rosenkranz und ein Ster- bekreuz mit in den Sarg, „als Zeichen, dass der Tote ein Christ ist“. Der Ehering wurde dem Verstorbe- nen oftmals gelassen.
Bis zur Errichtung der Leichenhalle 1984 erfolgte die Aufbahrung der Verstorbenen, meistens zu Hause. Der Tote wurde dabei auf ein Brett, oft auf zwei Schragen, oder auf einen Waschtisch gelegt, die Stube schmückte man mit Kerzen, Blumen- stöcken und Bildern, die zum Teil von Nachbarn ausgeliehen wurden. Die Fenster der Stube wurden
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„Hier lieg ich da und muss verwesen Was ihr seid, bin ich gewesen,
Was ich bin, das werdet auch ihr, Drum betet für mir.“















































































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