Page 141 - Heimatbuch der Gemeinde Schildorn
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  Volkskundliches GEMEINDE
SCHILDORN
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vorbei und hatte doch noch Zeit gefunden, Klet- zen, Äpfel und Nüsse durch ein geöffnetes Fenster oder die Türe zu werfen. Nach Einführung des Christbaumes und der Übernahme der Beteilung durch das Christkind brachte das „Goldene Heißl“ oft Teile des Christbaumschmuckes. Sorgsame Kin- der stellten neben das Körbchen noch Hafer oder Heu als Futter hin. Manche Kinder glaubten auch, dass das Christkind auf dem „Goldenen Heißl“ rei- tet, andere meinten, dass der Schlitten des Christ- kindes vom „Goldenen Heißl“ gezogen wurde.
aufgestellt. Bei den seit 1925 von der Volksschule durchgeführten Weihnachtsfeiern wurden Gedich- te und Lieder vorgetragen und Theaterstücke auf- geführt. Die Mitwirkenden erhielten Hefte oder Griffel als Geschenke, oft wurde in diesem Rahmen auch eine „Armenbeteilung“ durchgeführt. 1946 bis 1948 verteilte die amerikanische Besatzungsmacht bei den schulischen Weihnachtsfeiern Geschenke an die Kinder.2
Seit etwa 1920 gab es in Schildorner Familien schon einen Christbaum. Aber noch 1937 kamen Nach- barn zum Wirt z’Ebersau „Christbaum schauen“, weil sie selber keinen hatten.
Seit 1975 gibt es in Schildorn einen „Christbaum für alle“, der abends beleuchtet wird.
 's Goidane Heißl
Muaßt brav san, sågt d'Ahnl zon Miatzl, den kloan. Christnacht kimmt zuwa, derfst net oiwei woan.
's Goidane Heißl is scho af da Roas,
daß das net schreckst, du Pinkerl du kloans.
Dös bringt da geh Äpfel, Kletzn und Nuß und Liachtl zum Christbam, mach eahm koan Verdruß. Ha, woaßt as net Ahnl, wann kimmts denn geh an? Wann es na sahgat, i gfreiat mi schon.
Oh mein Gott, sågt d'Ahnl, sehgn laßt as sö kam Oamoi han is gsehn und a nur in Tram.
So schen håts ausgschaut
Glanzt håts wia d'Sunn
Fei d'Augn ham ma weh tan
Gwen is's wia wanns brunn.
Zum Herzn is's ma gaunga
An Schroa han i tan
Dann hätt i's gschwind gfaunga
Dawei is's ma davo!
  Im Glauben der kleineren Kinder gilt natürlich das Christkind als Bringer der Weihnachtsgeschenke und des aufgeputzten Christbaumes. Das engelsge- staltige Christkind bekommt man nicht zu Gesicht, es bringt den Kindern am 24. Dezember abends zwi- schen 18 und 20 Uhr Spielzeug, Süßigkeiten und Kleider. In vielen Familien wird das Weihnachts- evangelium vorgelesen, es wird gebetet und es wer- den Weihnachtslieder gesungen. Auch die erwach- senen Familienmitglieder beschenken sich gegensei- tig unter dem Christbaum. Seit 1900 erinnert in vie- len Häusern ein schönes „Kripperl“ an den Sinn und religiösen Inhalt des Weihnachtfestes. Auch in der Schildorner Kirche wird seit dieser Zeit eine Krippe
Als Christbaumschmuck verwendete man z. B. mit Silberpapier überzogene Nüsse oder kleine rote Äpfel. Derzeit sind der „rustikale“ Christbaum, geschmückt mit Strohsternen, Holzfiguren und Bändern und der „gläserne“ Christbaum, ge-
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