Page 140 - Heimatbuch der Gemeinde Schildorn
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GEMEINDE
SCHILDORN Volkskundliches
 Es wurde Glut auf eine Schaufel, einen Teller oder in eine Pfanne gegeben, darauf gab man Weihrauch und der Hausvater ging mit allen Hausleuten weih- räuchernd und betend durchs Haus und durch die Ställe, damit „die Hexen nicht schaden“ konnten.
Am Thomastag (21. Dez., die 1. Raunacht) mussten die Dienstboten um 18 Uhr mit der Stallarbeit fertig sein oder zumindest die Arbeit ohne Anzünden eines Lichtes fertig machen, „damit sie nicht der Thomerl holt“ und „die Kühe keine blutige Milch geben“. Die Stalltüren wurden verriegelt oder mit zwei überkreuzten Besen oder Gabeln zur Abwehr von Hexen gesichert. Auch die Haustüre wurde fest verschlossen, dagegen das Stadeltor weit offen gelassen, damit der „Thomerl“ dort hinein kommen und für das nächste Jahr reiche Ernte bringen konn- te. Zu einem der nicht begreifen will, sagt man in Schildorn noch heute: „Mach Töra (Tore) auf, dass da Thomerl einkehrn kann!“
Den Thomerl stellte man sich als Totendämon vor, der alle Personen aufschrieb, die in der Nacht unterwegs waren und deswegen im nächsten Jahr dann sterben müssen. Er konnte aber auch als Maskengestalt in den Häusern auftauchen. Im Bezirk Braunau erschien der „Thomasschädel“ mit einem Leintuch bekleidet und einem Kopf aus einem ausgehöhlten, beleuchteten Kürbis mit brei- tem Mund und fletschenden Zähnen. In Neuhofen und den Gemeinden westlich davon kam der „Zwie- bart-Thomerl“ in Pelz gekleidet und das Gesicht mit einem langen zweigeteilten Bart aus Flachs (Werg) und einem breitkrempigen Hut unkenntlich gemacht. Vor dem Haus bellte der Thomerl wie ein Hund und die Richtung zeigte an, wo jemand ster- ben wird, im Haus aber war der unheimliche Besu- cher fast immer stumm. Er blickte die Hausbewoh- ner mit starren Augen an und schrieb dann in einem Buch auf, wer im kommenden Jahr sterben wird.
Um 1960 war das Aushöhlen und Aufstellen der beleuchteten Kürbisse nicht mehr an einen be- stimmten Tag gebunden. Heute bevorzugt man als Termin (wegen der Vermittlung von Fernsehen und Schule und starker Unterstützung durch die Wirt- schaft) meist den 31. Oktober (Halloween).
Die Raunächte waren eine Zeit der Geheimnisse und Lostage. Wie im ganzen Innviertel war auch in Schildorn das Zwetschkenbäumeschütteln, das Bettstatttreten, Schuhewerfen und Haferlgucken bekannt. Statt Haferlgucken hieß es in Schildorn „Weitlingrücken“. Bei all diesen Bräuchen ging es den heiratswilligen Mädchen nur darum, zu erfah- ren, ob sie im folgenden Jahr einen Bräutigam fin- den werden. Eine besondere Form gab es in Schil- dorn noch in der Form des „Steckengrabblns“: Beim Gebetläuten am Thomastag sollten die Mädchen im Dunkeln vor das Haus zum Hausgarten gehen und einen Zaunstecken berühren. Dieser wurde gekenn- zeichnet, damit er am nächsten Tag wieder gefun- den werden konnte. Je nach Aussehen des Zaun- steckens (kurz, dünn, lang, krumm usw.) wurde auf das Aussehen des künftigen Bräutigams geschlos- sen. Wenn man beim Berühren des Zaunsteckens gerade einen Hund bellen hörte, so erfuhr man auch die Richtung, aus welcher der Zukünftige kommen werde.
In Schildorn wurde am Thomasabend (in anderen Orten meist zu Martini, am Leonharditag oder zu Weihnachten) der „Haltersegen“ gesprochen. Ein Knecht, ein Mann aus der Nachbarschaft oder ein Bettler kam in die Stube und sprach einen Segen über Haus und Vieh:
Da Heili Åb´nd
Der 24. Dezember war früher ein sehr strenger Fast- tag, daher „Fastweihnachtstag.“ Zu Mittag gab es meist Zwiebelsuppe und Knödel.
Früher (vor 1930) wurde das „Goldene Heißl“ als Gabenbringer angesehen. Dieses goldene Rössl, das rasend schnell durch die Luft flog, konnte man am Vormittag des 24.12. sehen, wie es über das Dach springt, aber nur, wenn man den ganzen Vormittag fastete und keine Sünde hatte. Wenn man auch nur einen Augenblick nicht aufpasste, war es schon
 Glück herein, Unglück hinaus!
Es kommt ein fremder Halter (Hirt) ins Haus. Im Namen Jesu tret ich herein.
Gott behütet eure Rinder und Schwein
usw.
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