Page 139 - Heimatbuch der Gemeinde Schildorn
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  Volkskundliches GEMEINDE
SCHILDORN
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Da Milóritåg
Bereits einige Tage vor dem Nikolaustag (6. Dezem- ber) ging der Miló oder Niglå um und belauschte die Kinder. Der Name „Miló“ wurde sowohl für den fin- steren Krampus als auch für den Bischof Nikolaus verwendet. Am Vorabend meldete sich der Miló durch Kettenklirren an. Die Kinder stellten ein Brotkörberl (Strohschüssel) mit einem Zettel, wor- auf der Name des Kindes stand, im Vorhaus auf. Besonders ängstlichen Kindern „legte“ der Nikolaus dann da seine Kostbarkeiten ein, ohne dass ihn die Kinder zu Gesicht bekamen.
Begleitet wird der Nikolaus vom „Kramperl“ oder „Klaubauf“. Dieser ist mit schwarzem Pelz, Teufels- maske mit Hörnern, roter Zunge, Kette und Rute ausgestattet. Auf die Frage der Kinder woher der Krampus kommt, erwiderte man ihnen: „aus dem Wald“, „aus Ried“, „aus Braunau“ oder „aus Salz- burg“.
Außer diesen Gestalten konnte noch eine „Håber- goaß“ und (vor 1914) eine weiße „Nikolausfrau“ in dieser Gruppe vorkommen.
Die Kinder hatten bestimmte Sprüche, mit denen der Nikolaus oder der Kramperl verhöhnt wurden. In Schildorn sagten die Kinder:
Oder:
Miló, steck an Finger für’s Lo(ch)!
In Ried heißt der Markttag am 6. Dezember noch heute „Milórimårkt“.
Raunacht gibt’s viere –
zwoa fette, zwoa dürre
Die Zeit der kürzesten Tage des Jahres ist die Zeit der Raunächte, wobei in Schildorn die Thomas- nacht (21. Dezember), Fastweihnacht (24. Dezem- ber), Silvester (31. Dezember) und die „Drei-Königs- raunacht“ (5. Jänner) als Raunächte galten. An diesen Tagen wurde auf den Bauernhöfen um 16 Uhr Feierabend gemacht. In dieser Zeit gab es eine Menge von Bräuchen und abergläubischen Gewohnheiten, „die ålt’n G’fahr“ (das Einzahlwort lautete „das ålte G’fahr“) genannt, von denen einige hier beschrieben werden sollen.
In den Raunächten, in manchen Häusern nur am Heiligen Abend, war das Räuchern Brauch.
 Herein herein Herr Nikolaus
Hier sind lauter brave Kinder im Haus Sie bitten gern, sie beten gern
Und haben den Miló auch recht gern.
   Vater unser, der du bist,
i woaß scho, wer der Kramperl is! Da Kramperl is a bösa Månn,
der selba a net s´Beten kånn!
  Am Vorabend oder am Abend des 6. Dezember kann dann noch heute der Nikolaus höchstpersönlich zu den Kindern kommen. Meist ist es jemand aus der Nachbarschaft, der mit einem weißen Hemd, Bischofsmütze, Stab und einem Sack auf dem Rücken die Kinder besucht. Er erkundigt sich nach dem Verhalten der Kinder im abgelaufenen Jahr, lässt sich von den Kindern etwas vorsingen und vorbeten oder Gedichte aufsagen, dann beschenkt er sie. In seinem Sack hatte der Nikolaus für die Kin- der Nüsse, Kletzen, gedörrte Zwetschken, Äpfel und Backwerk. Heute sind die Geschenke oft Spiel- sachen.
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