Page 7 - unsere brücke
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Freundschaft mit Christus
 „Es gibt nichts Schöneres als Ihn [Christus] zu kennen und die Freundschaft mit ihm auch an andere weiterzugeben. Die Aufgabe eines Hirten, eines Menschenfischers kann oft als belastend und drückend erscheinen. Und doch ist sie schön und groß; denn letztlich ist sie ein Dienst an der Freude, an der Gottes-Freude, die in diese Welt eintreten will.“ (Papst Benedikt XVI., 24.4.2005)
Können wir das so einfach nachvollziehen? Was heißt „Freund“ – angesichts der inflationären Verwendung dieses Wortes im Zeitalter von Facebook-friends? Esther Maria Magnis geht in ihrem autobio- graphischen Bestseller „Gott braucht dich nicht“ (2014) scharf ins Gericht mit einer pastoralen Sprache, die so locker Jesus als Freund anpreise: Als Teenager habe sie wenig damit anfangen können – wozu, wenn man schon genug Freunde hat, und von den Predigten nur bleibt: „Der Typ war okay“?
Die Bibel ist sparsam mit dem Attribut „Freund Gottes“; geradezu wie ein Solitär-Diamant ragt das Wort Jesu heraus: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte, sondern Freunde ...“. Die meisten Kirchenväter gehen zurückhaltend mit dem Thema um (ausgenommen Augustinus und Chrysostomus). Und Heilige wie Teresa von Avila, die mit dieser Freundschaft Erfahrung haben, nehmen kein Blatt vor den Mund, wie wenig „angenehm“, ja anstrengend sie zuweilen ist. Nichts Selbstver- ständliches also!
Univ.-Prof.in Dr.in Marianne Schlosser
Universitätsprofessorin und Vorstand des Fach- bereichs Theologie der Spiritualität an der Katholisch-Theolo- gischen Fakultät, Universität Wien
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