Page 5 - unsere brücke
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sie mir gezeigt, dass man für einen guten Freund, erst recht auch für Jesus, keine Mühe scheut, um mit ihm beisammen zu sein, wenn sie etwa jeden Sonntag zu Fuß zum Sonntagsgottesdienst gegangen sind, (wir Kinder durften/mussten mitgehen!) mindestens eine Stunde hin und eine Stunde lang zurück und das, obwohl sie an den Werktagen schwere manuelle Arbeit zu verrichten hatten.
Mit zunehmendem Alter kam ich selber immer wieder ins Staunen vor dem Allerhöchsten, besonders dann, wenn ich an den Hochfes- ten des kirchlichen Jahreskreises davon hörte, dass Gott Mensch ge- worden ist, und dass der Gott-Mensch sein Leben aus Liebe zu uns Menschen am Kreuz dahingegeben hat. In meiner Volksschulzeit (vierte Klasse) türmte sich in mir erstmals die Begeisterung dafür auf, diesem Jesus von Nazareth ganz und gar nachzufolgen. Sie entsprang weniger rationalen Überlegungen – verstanden habe ich damals sehr wenig – als vielmehr einem tiefinneren Berührtsein von der Person Jesu.
Heute, nach 31 Priesterjahren, kann ich bestätigen, was ich damals intuitiv erfahren habe: Freundschaft mit Jesus Christus spielt sich nicht (nur) im Kopf ab, sie ist vor allem Herzens“sache“.
ER, Christus, hat uns zuerst erwählt als seine Freunde. Wenn uns (auch im Seminaralltag!) an einer innigen Beziehung mit IHM liegt, muss unser Bemühen vor allem darauf abzielen, empfänglicher für seine liebevolle Gegenwart bzw. für sein hingebungsvolles, befreien- des Handeln an uns zu werden. Das ist folgerichtig auch die Haupt- stoßrichtung all unserer „geistlichen Übungen“: uns stets neu für die Begegnung mit IHM zu disponieren und mit IHM in Beziehung blei- bend zu leben.
Freundschaft mit Jesus will nicht isoliert sein. Sie mündet in Freundschaft mit Menschen und umgekehrt. Die Erfahrung von Gemeinschaft im Geiste Jesu fördert die eigene, persönliche Christus- beziehung. – Für mich ist die Priestergemeinschaft Jesus Caritas
(i.S. von Charles de Foucald) sehr hilfreich. Wir treffen uns monat- lich zum gemeinsamen Gebet, zum persönlichen Austausch sowie zum ungezwungenen Beisammensein und Miteinander-Plaudern. Im Zuge der „revision de vie“ – so nennen wir den Austausch, zu dem wir den Hl. Geist als Regisseur einladen, - ist auch correctio fraterna (brüderliche Zurechtweisung) möglich. Sie ist aus meiner Sicht ein wichtiges Qualitätsmerkmal für gute Freundschaft und ein erstrebenswertes Ziel auch für unsere Seminargemeinschaft.
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