Page 10 - unsere brücke
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besonders für Caterina von Siena bestimmend war. Sie hörte Christus sagen: Mach du meine Sorgen zu den deinen, und ich werde mich um die deinigen kümmern!
Das Mit-Arbeiten mit dem Erlöser trägt freilich immer auch das Zei- chen der com-passio, der Nachfolge im Leiden (v.19f.). Als letzte Erprobung einer treuen Freundschaft gilt – nicht nur in der Antike (vgl. Schillers „Bürgschaft“) – die Bereitschaft, für den Freund zu sterben. „Eine größere Liebe hat niemand, als wer sein Leben gibt für seine Freunde“. Dazu gehört, sich zu ihm zu bekennen (confessio), auch wenn es Nachteile bringen könnte. Denn noch ist die Welt nicht heil (vgl. Kol 1,24), und der Schmerz darüber geht denen am tiefsten, die durch die Freundschaft mit dem Erlöser feinfühlig für Gottes Ziele geworden sind. Darum nennt Thomas von Aquin als innere Wirkungen der Gottesfreundschaft nicht nur „Freude“ und „Frieden“ – die Jesus in den Abschiedsreden verheißt – sondern auch einen spezifischen Schmerz: das „Erbarmen“ (misericordia).
Gleichklang des Willens äußert sich nicht nur im Tun oder im Erlei- den, sondern auch im Beten. Denn das Bitt-Gebet ist „der Weg, um zu erhalten, was Gott bereit hält, um es uns zu geben“ (Gregor d. Gr.). Im Vaterunser bitten wir um das Geschehen des Willens Gottes – nicht fatalistisch, als geschehe er ohnehin; nicht misstrauisch, was er denn wohl beinhalten werde, sondern im Bewusstsein, dass es der Wille dessen ist, der uns mehr liebt, als wir uns selbst – und womöglich Größeres bereithält, als wir uns ausdenken können. Daher können einem bei dieser Bitte durchaus die Knie zittern (Teresa von Avila)!
Vor allem aber ist Beten einer jener Vollzüge, von denen die Bezie- hung lebt: das aufrichtige Wort. „Ich habe euch alles mitgeteilt, was ich vom Vater habe“: Er will gekannt sein, so sehr es nur möglich ist. Dei Verbum hat dies aufgegriffen: „wie zu Freunden“ spricht der sich offenbarende Gott. Dem soll das Gebet entsprechen: Öffnung des Her- zens, im Wissen, erwartet und gehört zu sein.
Das Gespräch (colloquium) von Freunden wird ergänzt durch „Blick- kontakt“. Freilich ist die „contemplatio“ kein direktes Sehen, doch lässt man mit Freude „die Worte und Taten des Freundes“ vor dem inneren Auge vorbeiziehen (Thomas), im Bewusstsein seiner lebendi- gen, wenn auch unsichtbaren Gegenwart. Und schließlich gehört zur Freundschaft das con-vivium, gemeinsam zu essen. Wer miteinander isst, teilt das Leben; wie viel mehr, wenn der Gastgeber sein eigenes Leben, seine Substanz zur Speise gibt, um bei den Seinen zu bleiben. Darum ist die Eucharistie der höchste Ausdruck der Freundschaft auf Erden, in der Verhüllung des Sakraments die Vorwegnahme der un- zertrennlichen Gemeinschaft, die verheißen ist.





























































































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