Page 11 - unsere brücke
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Es ist schön solche Freunde zu haben!
„Ich will dir danken, mein Herr und mein Gott, für alle Freunde,
die ich hab‘!“, so beginnt das Lied, das am Kaleidio in Schwaz, einem österreichweiten Jungschar- und MinistrantInnenlager, eine Woche lang an allen Enden zu hören war. Und Recht hat der Texter: Es gibt wohl kaum ein größeres Geschenk als einen echten Freund. Gleich- zeitig sind unsere Möglichkeiten, eine Freundschaft aktiv zu beför- dern, sehr eingeschränkt. Natürlich können wir Zeit und Anstrengung investieren, und dies ist auch notwendig, damit eine Freundschaft entstehen kann. Doch letztlich kann einem ein Freund nur „gesche- hen“, durch (scheinbar) zufällige Begegnung in unerwarteter Sympa- thie und Ähnlichkeit. In der Sprache der Theologie heißt das Gnade, ein unverdientes Beschenkt-Werden, dessen Ursprung wir ehrfürchtig „Gott“ nennen.
Aber zurück zum Jungscharlager. Dort gilt für die Kinder (und Be- treuer): eine Woche volles Programm, Halligalli rund um die Uhr und kaum Schlaf. Es ist beeindruckend, welche Energie die Kinder auch noch am letzten Tag einer solchen Woche auf Vollgas mitbringen. Bevor einer müde wird, hat schon wieder ein anderer eine neue Idee, und der eben noch Erschöpfte läuft in der Gruppe mit, wie wenn nie etwas gewesen wäre. Diese Bereitschaft, sich mitreißen zu lassen, brachten sie sich aber nicht nur untereinander entgegen, sondern auch den Helfern, die das Programm gestalteten. Als König David war ich immer wieder überrascht, wie bereitwillig
und offen sich die Kinder auf das Spiel mit den
Rollen eingelassen haben, wie sie dann bei der
Beschäftigung mit den Psalmen aber völlig
ernsthaft an diese alten Gebetstexte herangingen
und kluge, tiefe Gedanken dazu äußerten. Dazu
ist es nötig, sie zu gewinnen, sich also genauso
wie sie fröhlich auf das Spiel einzulassen,
gleichzeitig aber geradeheraus und offen mit ih-
nen umzugehen.
„Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die
Kinder, werdet ihr nicht in das Himmelreich
hineinkommen.“ (Mt 18,3) Jesus meint mit die-
sem Wort sicher nicht, dass wir so brav oder
naiv sein sollen wie Kinder – denn das sind sie nicht. Ich glaube, es geht ihm um die Voraussetzungen für Freundschaft mit Gott und den Mitmenschen: Einerseits die Freude am „Spiel“, an der Dynamik des Sich-Aufeinander-Einlassens, andererseits tiefe Offenheit und Klar- heit im Zugehen aufeinander. So können wir uns beschenken lassen – mit dem Geschenk, das der Andere für uns ist.
Florian Sachsenhofer Seminarist
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