Page 13 - Brücke 11 2018
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  „Für Veränderungen muss man arbeiten“
Thomas von Aquin wird das Zitat zugeschrieben „Für Wunder muss man beten, für Veränderungen aber arbeiten.“ Dass Veränderungen nicht einfach so passieren, das gilt zum einen für Einstellungen, Haltungen, Umgangsformen, welche die eigene Person betreffen, aber auch für Rah- menbedingungen, Strukturen, Ausbildungsinhalte von Organisationen und Institutionen, nicht zuletzt auch für die Priesterausbildung.
In den vergangenen Jahren haben wir gemerkt und auch von Neuprie- stern mehrfach die Rückmeldung bekommen, dass in den Jahren im Priesterseminar viel Zeit und Energie in das Studium der Theologie fließt, dass auch die spirituelle Formung ihren Platz hat, dass aber insbesondere jene Ausbildungselemente, die auf die konkreten Auf- gaben in einer Pfarre vorbereiten, mehr Aufmerksamkeit bräuchten. Diese Wahrnehmung hat sich auch noch durch den Umstand verschärft, dass in den vergangenen Jahren Neupriester immer früher selbständige Verantwortung in pastoralen Aufgabenfeldern übernehmen mussten. Mehrere Kaplansjahre in verschiedenen Pfarren sind heute nicht mehr obligatorisch.
Diesen Umständen wollten wir in der Priesterausbildung in unserer Diözese entsprechend begegnen und haben über Veränderungen nach- gedacht. So kam es zur Entscheidung, dass hinkünftig die Seminaristen nach dem Propädeutikum und drei Jahren in der Ausbildungsgemein- schaft des Priesterseminars in Innsbruck, in einem weiteren Ausbil- dungsabschnitt im Priesterseminar in Linz sein werden.
Getragen ist diese Entscheidung auch von der neuen Rahmenordnung für die Priesterausbildung.1 Diese spricht ganz im Sinne des grund- sätzlichen Ansatzes einer permanenten Reifung und Formung von verschiedenen Phasen in der Priesterausbildung. An deren Beginn geht es zunächst darum, im Sinne der Jüngerschaft bei Christus zu sein, ihm zu folgen, ihn kennenzulernen und in eine Christusbeziehung hinein- zuwachsen. In der daran anschließenden Phase soll der Seminarist Christus dem Hirten und Diener ähnlich werden. Die Rahmenordnung spricht wörtlich von einer „Gleichgestaltung mit Christus“, die „im Leben des Jüngers die Gesinnung und das Verhalten des Sohnes weckt und fördert“, und die zu einem priesterlichen Leben führt, „das von dem Wunsch beseelt und von der Fähigkeit getragen wird, sich selbst in die pastorale Sorge für das Volk Gottes einzubringen.“
Neben dem Studium an der Katholischen Privatuniversität Linz sind die Seminaristen in diesem Ausbildungsabschnitt einer Praktikumspfarre zugeteilt. Jedes Studienjahr wird mit den Praktikumspfarrern verein- bart, in welche pastoralen Felder die Seminaristen einen verstärkten Einblick bekommen und wo sie Erfahrungen sammeln sollen. Je nach
Mag. Michael Münzner Regens
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