Page 11 - Brücke 06 2017
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Frage: Wie leben die Jesuiten im Alltag in der Gemeinschaft?
P. Thorer: Die Jesuiten sind ein Orden, der auf Seelsorge ausgerichtet ist. Das heißt, wir haben kein gemeinsames Stundengebet. Es gibt jedoch bei uns im Jesuitenkolleg einige gemeinsame Elemente. Bei- spielsweise haben wir ein gemeinsames Mittagsgebet und einmal in der Woche eine gemeinsame Eucharistiefeier. Außerdem haben wir gemeinsame Mahlzeiten. Aber all diese gemeinsamen Termine sind mir nur zu einem geringen Teil möglich, weil ich mit der Gemein- schaft der Canisianer mitlebe.
Frage: Was ist Ihre Spiritualität im Alltag? Was gibt Ihnen Halt im Leben?
P. Thorer: Durch meine Arbeit im Canisianum habe ich ziemlich einen geregelten Tagesablauf: die morgendliche Messe, das Mittages- sen mit den Canisianern und je nachdem Vesper oder Laudes. Dieser zeitliche Plan erleichtert das geistliche Leben. Und darüber hinaus bleibt auch noch eine halbe Stunde, die ich für persönliches Gebet verwende. Begleitend lese ich auch immer wieder geistliche Lektüre. Das Gebet und die Lesung sind  xe Elemente und Orientierungen. Es gehört auch zur Spiritualität meines Alltags, dass ich versuche, das Bewusstsein der Gegenwart Gottes wachzuhalten und darauf
hin ausgerichtet zu leben. Dies gelingt mir einmal mehr und einmal weniger. Ich versuche jedoch darauf zurückzukommen, in dieser Verbundenheit zu leben und die Aufgaben wahrzunehmen, die ich habe.
Frage: Was ist für Sie das schönste Priester zu sein?
P. Thorer: Das Schönste am Priestersein würde ich sagen, ist eine Freude, und die ist gewachsen: die Freude, in dieser ausdrücklichen Weise an Christus erinnern zu können. Eine Freude ist es auch, in ei- ner Begleitung zu sehen wie der Gottes Geist in den Menschen wirkt.
Frage: Was haben Sie in 40 Jahren als Priester geleistet, worauf sind Sie stolz und was war für Sie schwierig?
P. Thorer: Was ich geleistet habe, das ist schwer zu sagen. Ich meine, ich hatte nicht so sehr große Werke zu schaffen. Ich war vor allem mit Aufgaben innerhalb des Ordens betraut. Ich war als Studienprä- fekt und Regens in Alten Canisianum, als Novizenmeister, als Rektor in Jesuitenkolleg und in der MK (Jugendzentrum) tätig. Ich bin jetzt wieder im achten Jahr in Canisianum und im zweiten Jahr im Prie- sterseminar als Spiritual. Das sind Arbeiten, bei denen man nicht gut vorweisen kann, was man geleistet hat. Es sind aber doch Arbeiten, mit denen ich insgesamt ganz zufrieden war und die mir irgendwo
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