Page 24 - Brücke 06 2018
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 Florian Sachsenhofer Seminarist
Erlebte Gastfreundschaft –
ein beeindruckendes Zeugnis vom Kirche-sein
Erlebnisse beim Taizetreffen
Den Jahreswechsel durften wir Seminaristen heuer auf besondere Weise erleben: Wir fuhren zum internationalen Taizetreffen nach Basel in die Schweiz. Dort verbrachten wir gemeinsam mit 20 000 Jugend- lichen aus ganz Europa und darüber hinaus 5 Tage in Gebet, Gesang und gegenseitigem Austausch. Die Unterkünfte für die jungen Teilneh- mer stellte die Bevölkerung von Basel und Umgebung zur Verfügung: Sie gaben uns nicht nur ohne Bezahlung einen Platz zum Schlafen, sondern versorgten uns auch zum Frühstück und fragten abends inte- ressiert nach unseren Erlebnissen am Tag. Mit unseren Gastgebern und den anderen dort nächtigenden Teilnehmern des Treffens ergaben sich viele spannende Gespräche.
Es war schon beeindruckend mit welcher Offenherzigkeit und mit wie viel Vorschussvertrauen wir in Basel empfangen worden sind. Ohne uns zu kennen bekamen wir den Haustürschlüssel und wurden wie hohe Gäste bedient. Diese Behandlung machte einen so bereichern- den Austausch mit den Gastgebern und unseren Unterkunftskollegen natürlich erst möglich. Die überaus großzügige Gastfreundschaft, die diese Leute bewiesen, hat mir gezeigt, was Fremde aufnehmen eigent- lich heißt: Unsere Gastgeber gaben durch ihre offenen Türen sehr viel Persönliches preis und ermöglichten dadurch echte Begegnung. Sie gingen aber auch ein gewisses Risiko ein, indem sie Leute aufnahmen, von denen sie nichts wussten. Denn wer mit Offenheit jemand anderen bei sich aufnimmt, macht sich auch verwundbar.
Gastfreundschaft ist auch in der Heiligen Schrift ein großes Thema
Eine der ersten Geschichten von einem Fremden der aufgenommen wird, ist die Geschichte von Abraham, der Gott in Gestalt der drei Fremden aufnimmt (Gen 18,1-15). Hier zeigt sich sehr eindrucksvoll, was Gastfreundschaft bedeutet. Abraham ehrt die Besucher mit einem reichen Gastmahl und empfängt die gnadenvolle Verheißung einen Sohn zu bekommen. Seine Frau hingegen bleibt im Zelt und lacht über diese Zusage. Sie lässt die Fremden nicht an sich heran, ihren Schmerz der Unfruchtbarkeit überspielt sie mit einem Lachen. Während der gastfreundliche Abraham Segen empfängt, wird Sara ängstlich. Einen Gast aufzunehmen und sich damit selbst in gewisser Weise Blöße zu geben, indem man sich zeigt wie man ist, macht also Heilung und Hoffnung möglich, das Gegenteil führt zu Verbitterung.
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