Page 26 - Brücke 06 2018
P. 26

 Mag. Franziskus Schachreiter Pastorallehrgang
Ich war krank, und ihr habt mich besucht (Matthäus 25,36b)
In meiner Praxispfarre Ostermiething gibt es ein Team an Ehren- amtlichen, die regelmäßig Kranke besuchen, insbesondere in den nächstgelegenen Krankenhäusern in Oberndorf und in Braunau. An Samstagen und an Dienstagen nach dem Gottesdienst im Bezirks- seniorenheim ist es oft meine Aufgabe, die Krankenkommunion jenen zu bringen, die den Wunsch danach haben und die selber meist keine Gottesdienste mehr besuchen und mitfeiern können.
Ich merke dabei, dass viele Leute sehr dankbar sind für diesen Dienst. Besonders jene, die körperlich und geistig noch halbwegs gesund sind, freuen sich sichtlich, wenn ich mir zu einem kurzen Gespräch Zeit nehme, ihnen zuhöre, an ihrem Leben Anteil nehme, auf ihre Fragen eingehe, ihnen Interesse bekunde und ihnen mit Achtung begegne. Dabei sprechen wir häufig über Dinge, die in der Pfarre passieren, über die Familie des/der Kranken, oder über sonstige Dinge, die gerade bewegen oder am Herzen liegen. Immer wieder ergibt sich auch ein kurzes geistliches Gespräch, wo mir Kranke über ihren persönlichen Glauben erzählen und auch ich meine Gedanken und Überzeugungen einbringe.
Krankenbesuche sind Werke der Barmherzigkeit und können für Kranke und Besuchende ein Segen sein. Besuche schaffen Gemein- schaft und ein Netzwerk an heilsamen Beziehungen, in denen sich Menschen gehalten wissen. Jede(r) ist in gewisser Weise auf den/ die Andere(n) angewiesen und wir alle können früher oder später von leichter oder schwerer Krankheit und Schwäche betroffen sein. Krankenbesuche verlangen wie beim Gleichnis vom barmherzigen Samariter eine Wachsamkeit für die Not des/der Anderen, Ein- fühlungsvermögen und den Willen zu helfen, wenn jemand einen braucht.
Besuchsdienste sind für Pfarre und Gesellschaft unverzichtbar. Sie helfen Menschen, ein wenig aus ihrer Vereinsamung herauszukom- men und Kontakte zu knüpfen. Besuche erfolgen „in den eigenen vier Wänden“, wo sich die Kranken sicher fühlen. Und es ist ein Auftrag Jesu: „Ich war krank und ihr habt mich besucht.“
Für Franz von Assisi war die Begegnung mit dem Aussätzigen vor den Toren der Stadt Assisi ein Schlüsselerlebnis, das in ihm die Bereit- schaft weckte, Christus im Kranken zu entdecken. Einem Menschen
24



























































































   24   25   26   27   28