Page 13 - Brücke 06 2018
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Das Sozialpraktikum – Eine (Lebens)erfahrung
Wenn ich auf mein Sozialpraktikum im Zentralen Transportdienst im KH der Elisabethinen zurückblicke, blicke ich auf viele Eindrücke und Erfahrungen zurück. Dennoch möchte ich anhand eines Bei- spiels etwas hervorheben.
Unter den vielen Patienten, denen ich während des Praktikums im Zentralen Transportdienst im KH der Elisabethinen begegnet bin, war einer, der in den OP musste, und seine Frau war an seiner Seite. Die ganze Fahrt über wich die Frau nicht von der Seite des Bettes und als wir dann vor der Tür zum OP waren, war das fast wie in einem Film. Wie eine traurige Abschiedsszene. Als ich wieder raus- kam in den Vorraum, war die Frau noch da und als ich sie fragte, ob sie etwa warte bis ihr Gatte fertig sei, antwortete sie mit „Ja“.
Diese Liebe zwischen diesen zwei Eheleuten hat mich sehr berührt. Es hat mir richtig vor Augen geführt, was es heißt, füreinander da
zu sein. Ich habe der Frau dann gezeigt, wo der Aufwachraum ist und wo sie warten kann und auch eine Sitzmöglichkeit hat. Und die Dankbarkeit, die mir da entgegenkam war fast schon unvergleichlich. Eine sehr schöne Begegnung, von der ich mir einiges mitgenommen habe. Zum einen, was es heißt füreinander da zu sein, auch wenn man nicht im selben Raum ist. Die Frau die extra ihr Alltagspro- gramm pausiert, um bei ihrem Gatten zu sein, das ist Hingabe.
„Christus im Mitmenschen begegnen“ war das Motto des Prakti- kums. Bin ich das, bin ich ihm begegnet? Womöglich, vielleicht. Aber in dem Moment, als ich mich von der Frau verabschiedet habe, ist mir eingefallen, was Jesus gesagt hat: „Ich war krank und ihr habt mich besucht“. Oder wie ich es in diesem Kontext gesehen habe „Ich war krank und ihr habt euch Zeit für mich genommen“.
Diese Geschichte ist nur stellvertretend für die vielen guten und schönen Erfahrungen, die ich in meinem Sozialpraktikum gemacht habe. Rückblickend kann, nein muss ich sagen, dass das Sozialprak- tikum, zumindest wie ich es erleben durfte, eine Lebenserfahrung war. Eine Lebenserfahrung, die mich nicht nur mehr Bescheidenheit und Dankbarkeit für die eigene Gesundheit gelehrt hat, mir auch auf menschlicher Ebene geholfen hat, mich mehr in die Situation der Kranken einzufühlen, sie hat mich auch in meinem Glauben gestärkt und das alles nehme ich gerne in meine Zukunft mit.
Andreas Feusthuber Propädeutikum
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