Page 10 - Brücke 06 2018
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 Mag. Wilfried Scheidl leitet die RegionalCari- tas in Oberösterreich.
Mag.a Michaela Haunold leitet die Stelle Armuts- migration der Caritas für Menschen in Not.
Diakonische Kirche
Warum eigentlich soll die Kirche den Menschen zu Diensten sein? Warum soll das sozial caritative Engagement eines ihrer Hauptge- schäfte sein? Weil es eben so sein muss oder irgendwo geschrieben steht?
Nein – sondern weil wir als Kirchenleute nicht anders können und wollen. Wenn wir Gott seine tiefe Zuneigung zu uns und der Welt abnehmen – sie ihm wirklich glauben, dann geht uns auch ans Herz, was in dieser Welt passiert.
Wenn wir uns berühren lassen von dieser Erfahrung, dann werden wir nicht vorbei gehen können an denen, die unter die Räder kom- men. Diakonische Kirche ist kein Programm zur Überforderung von uns, sondern die Körpersprache, mit der wir diese Erfahrung ausdrü- cken, wenn wir in Kontakt sind mit dieser Welt und ihren Nöten.
Wir sind als Kirche dann eine Ressource für die Menschen, für den Sozialraum und tragen unseren Teil dazu bei für ein gelingendes Leben vor Ort. Bruchstückhaft, improvisiert, aber doch: und zwar mit allen Menschen guten Willens.
Der barmherzige Samariter als Modell
Als Grundmodell dafür empfehle ich die Geschichte, die uns Jesus über den Barmherzigen Samariter erzählt: er sieht hin, wird zutiefst berührt, und legt dann Hand an. So werden wir als Kirche vor Ort ebenfalls handeln, wenn wir sehen und uns berühren lassen. Wir tun dann das, was wir eben vermögen und was Not tut. Wir leisten erste Hilfe, weil wir eben darauf stoßen.
Und natürlich werden wir klug handeln: wir werden als Kirche
auch darauf achten, dass wir „Herbergen“ haben, in denen wir Hilfe nachhaltig leisten können (samt dem Bemühen dafür nötige Ressour- cen aufzustellen) und wo wir diese diakonische Grundhaltung auch institutionell verankern, z.B. in der diözesanen Caritas. Und wir sind gefordert, ungerechte Lebensverhältnisse nicht einfach hinzuneh- men, sondern uns für Gerechtigkeit und die Achtung der Menschen- würde einzusetzen.
Bischof Gaillot hat einmal das treffende Zitat gesagt: „Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts.“ Ob wir eine dienende Kirche sind? Nun, darüber werden am besten jene Auskunft geben kön- nen, die z.B. in unseren Pfarrgemeinden leben - und zwar bevorzugt Menschen in prekären Verhältnissen (die „Armen“). Ihre Wahr- nehmungen über unseren Dienst/unser Service können für uns die Richtschnur dafür sein, ob wir auf der richtigen Spur sind.
Caritas – im Einsatz für Menschen
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