Page 178 - Heimatbuch der Gemeinde Schildorn
P. 178

 13
GEMEINDE
SCHILDORN Bemerkenswertes
 zwar Arbeit, fand aber keine geeignete Beschäfti- gung und reiste westwärts nach Kansas City. Dort erfuhr er, dass die M-K-T- und Santa-Fe-Eisenbah- nen den Bau eines Schienenstranges durch die Staa- ten Kansas, Oklahoma und Texas begannen und Arbeiter suchten. Bei der M-K-T-Eisenbahn fand er Beschäftigung und half die Schienen zu legen.
Die Ermordung der Marketenderin
Es war eine bittere Zeit für Franz Steinberger, der nun Frank Steinberger hieß. Das Primitive in schnell errichteten Baracken wäre noch zu ertragen gewe- sen; aber was sich da an Gesindel zusammengefun- den hatte, im Wilden Westen untergetaucht, weil ihm in den Oststaaten der Boden zu heiß geworden war, das war der Abschaum der Menschheit. Frank, zu Hause fromm erzogen und im Grunde ein einfa- ches, naives Gemüt, war von vornherein ein Außenseiter unter diesen wilden Gesellen, denen Achtung vor Eigentum und Leben des Nächsten fremd war.
"Raub und Mord waren an der Tagesordnung", erzählte Steinberger später. Der Alkohol floss in Strömen, wegen nichtigster Ursachen flammte der Streit auf und mit Revolver und Messer war man rasch zur Hand. Frank aber musste arbeiten, um zu leben und deshalb hielt er durch – zwei Jahre lang und wurde zäh und widerstandsfähig wie Büffelle- der in dieser harten Schule. Währenddessen schrit- ten die von zwei Seiten vorangetriebenen Arbeiten immer mehr voran und schließlich kam es zur Ver- bindung beider Schienenstränge.
In diese Zeit fällt ein Erlebnis, das Steinberger die Arbeit beim Bahnbau endgültig verleidete und ihn veranlasste, ein neues Leben zu beginnen. Wieder einmal war es unter den Arbeitern zu einem Streit gekommen. Steinberger stand daneben und sah mit an, wie Messer und Pistolen gezogen wurden. Ehe er es verhindern konnte, lag eine Marketenderin in ihrem Blute und starb kurz darauf. – Frank kündig- te daraufhin und reiste nach Cheryvale. Drei Mei- len nördlich der Stadt steckte er ein Grundstück von 160 Morgen aus, Land, das von den Osagen abgetreten worden war. Auf diesem Grunde erbau- te er ein Blockhaus und die Sante Fe-Eisenbahnge- sellschaft versorgte ihn mit Wasser, da der Lands-
trich ziemlich trocken war. Das geschah im Jahre 1870. Fünfzehn Jahre später, am 20. Juni 1885, wurde ihm mit einer Bundes-Regierungs-Grant das Besitzrecht auf dieses Grundstück erteilt. Später baute er sich ein richtiges Farmhaus, das noch heute steht und im Jahre 1894 entdeckte man Öl und Gas auf seinem Anwesen. Damit war er ein gemachter Mann. Bis dahin aber war der Weg noch weit – und abenteuerlich.
Bei Mördern zu Gast
Das Land um Cheryvale war damals noch weitge- hend unerschlossen, die Settler (Siedler) weit von- einander entfernt. Seine nächsten Nachbarn, die Benders, wohnten fünf Meilen entfernt. Er besuch- te die vierköpfige Familie häufig, wurde oft einge- laden, sich mit zu Tisch zu setzen und eine Mahlzeit einzunehmen. Frank konnte nicht ahnen, dass es der gleiche Tisch war, an dem andere Gäste und müde Reisende, welche hofften, für eine Nacht Unterkunft zu finden, ihre letzte Mahlzeit einnah- men, bevor sie ausgeraubt und brutal ermordet wurden. Mehrmals verschwanden so – es war im Jahre 1870 – Personen, ohne dass man zunächst wusste, auf welche Weise und wohin.
Steinberger besuchte damals oft die alte Kath.- Osage-Mission (jetzt St. Paul, Kansas), um dort Geld oder Kleider abzugeben. Bis zur Mission war es eine lange Tagesreise auf dem Pferderücken und eines Tages kehrte er mit einer Summe Geld zurück, wel- ches er dort abgeholt hatte. Es ist nicht bekannt, wofür das Geld dienen sollte, möglicherweise han- delte es sich um ein Darlehen, das er für den Aus- bau seiner Farm aufgenommen hatte. Es war schon spät in der Nacht und er war völlig erschöpft, als er sich der Bender-Farm näherte. Er beschloss, einzu- kehren und dort eine Weile Rast zu halten, ehe er seinen Weg fortsetzte.
Er wollte schon den Weg zum Blockhaus einschla- gen, dessen Licht er vor sich erblickte, als er plötz- lich von einem unerklärlichen Gefühl der Angst beschlichen wurde. Unentschlossen hielt er sein Pferd an und schwankte eine Weile, ob er dem freundlichen Schein des Lichtes folgen sollte oder nicht. Dann überwand er seine Schwäche und ritt eilig an dem Farmerhaus vorbei.
  — 178 —





















































































   176   177   178   179   180