Page 179 - Heimatbuch der Gemeinde Schildorn
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  Bemerkenswertes GEMEINDE
SCHILDORN
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Zu seinem Glück. Später erfuhr man, dass es genau um diese Zeit gewesen war, als die Benders müde Reisende, die bei ihnen Unterkunft gesucht hatten, niederschlugen und ermordeten. – Nicht viel später wurde den vier Mordgesellen das Handwerk gelegt. Wie man ihnen auf die Spur kam, ist nicht bekannt. Auch ihr Ende ist ziemlich dunkel. Wahrscheinlich hat man kurzen Prozess mit ihnen gemacht und sie aufgeknüpft. Kansas war damals ein raues Land und die Gerechtigkeit war ebenso rasch und erbar- mungslos wie die Verbrechen.
Steinberger arbeitete weiter auf seinem Land. Vier Jahre wohnte er mutterseelenallein in seinem Blockhaus, dann holte er sich eine Frau, Anna Ger- gen, eine Deutsche aus dem Rheinland. Am 15. November wurde er mit ihr von P. Paul M. Ponbi- glione S. J., dem Gründer und Leiter der Zentral- stelle der Osage-Catholic-Mission, getraut. Allmäh- lich wuchs nicht nur seine Farm, sondern auch seine Familie. Seine Gattin gebar ihm fünf Söhne, die später ebenfalls auf der Farm mitarbeiteten. Steinberger wurde ein erfolgreicher Viehzüchter und Landwirt, der seine Rinder jeweils gleich zu Hunderten verkaufte. Schließlich erweiterte er sei- nen Betrieb noch durch eine Mühle. Seine Söhne wuchsen zu tüchtigen, rechtschaffenen Menschen heran. Josef, Johann, Georg, Franz und Paul sind zwar bereits gestorben, die Familie lebt aber in einer Anzahl von Enkeln und Enkelinnen noch wei- ter. Mehrere Enkel sind Priester geworden.
Franz Steinberger, ein Schildorner Pionier in Kansas, mit seiner Gattin Anna und seinen 5 Söhnen
Im Jahre 1960 besuchten Nora und Stella Steinber- ger, die Nichten Paul Steinbergers, die Heimat ihrer Ahnen: die Mühle in Aigen, den Wirt in der Schweiz, einem Großneffen Franz Steinbergers, und Rauchfangkehrermeister Asanger, dessen Gattin eine Urgroßnichte dieses Pioniers ist.
20 Jahre nach seiner Flucht gab er zum ersten Mal Nachricht. In Schildorn konnte man es damals kaum glauben, dass der Verschollene, von dem man angenommen habe, dass er längst verdorben und gestorben sei, noch lebte. Steinberger selbst besuchte in seinen alten Tagen noch drei Mal seine Innviertler Heimat. 38 Jahre vergingen, ehe er 1906 sein Vaterhaus wieder sah. Nach diesem Besuch fuhr er nochmals im Jahre 1909 und schließlich ein drittes Mal 1911 über das große Wasser. Beim ersten oder zweiten Besuch bettelte ein Bruder des damaligen alten Müller in Aigen so lange, bis der Onkel ihn mitnahm nach Amerika. Dort hielt er den jungen Mann, den er studieren lassen wollte, in strenger Zucht. Das passte diesem aber anschei- nend nicht; er machte es seinem Onkel nach und flüchtete, vermutlich von einem Mitschüler dazu verleitet, von der Farm. Man hat nie mehr etwas von ihm gehört.
Als Steinberger 1911 wieder nach Österreich kam, suchte ihn neuerlich ein Bursch aus Forchtenau auf und bat ihn inständig, ihn in die Staaten mitzuneh- men. Der Alte aber schüttelte den Kopf und wei- gerte sich, diesen Wunsch zu erfüllen.
Damals war es auch, als er auf die Frage, ob er nochmals nach Amerika ginge, wenn er jung wäre, müde den Kopf schüttelte und sagte: "Es war sehr hart, zu hart, nein, ich würde es nicht wieder machen!"
Bald nach dieser Begebenheit nahm der 75jährige für immer Abschied von seiner Heimat. In seinem Heim in Cheryvale, der Stadt, wo er bei der Beschaffung von Material für die Stammkirche des heiligen Franz Xaver geholfen hatte und seine Söhne, gleich vielen anderen Kirchenmitgliedern, bei der Errichtung mitgearbeitet hatten, ist er am 20. Jänner 1915, während in Europa der erste Welt- krieg tobte, im 77. Lebensjahr gestorben. Ein geach- teter Bürger von Cheryvale, ein Mann, der seiner österreichischen Heimat Ehre machte.
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