Page 160 - Heimatbuch der Gemeinde Schildorn
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GEMEINDE
SCHILDORN Volkskundliches
 flüstert der Mutter die Zeit ins Ohr, z.B. „um sieben Uhr“. Kinder und Mutter bilden einen Kreis um die Hexe und beginnen zu leiern: „Ein Uhr hat’s geschlagen und die Hex ist noch nicht da, Zwei Uhr ...“ bis sie zur angekündigten Uhrzeit (sieben Uhr) kommen. Da spring die Hexe auf und versucht, eines der Kinder, die alle auseinander laufen, zu erhaschen. Das gefangene Kind muss im nächsten Spiel die Hexe sein.
Interessant ist hier der Zusammenhang zwischen Hexe und Butterfass. Im Mittelalter glaubte man, dass sich Hexen ín Schmetterlinge (von tschechisch smétana = Rahm; vgl. englisch: butterfly) verwan- deln und den Rahm von der Milch wegtrinken.
Die Spiele der Erwachsenen
Winter wurde und wird die Freizeit zum Eisstock- schießen oder zum Kartenspielen verwendet. Die beliebtesten Kartenspiele waren Schnapsen, Unter ansetzen, Kuhschweifeln, Kratzen, Preferanzen und Tarock.
Beim Maschintanz bot sich die Gelegenheit Unlieb- same bei einem Aufsitzerspiel hereinzulegen, z.B. „Gick-gack“: im Takt aufstehen und wieder nieder- setzen, währenddessen wurde ein Teller mit Teig untergeschoben.
Sagen
In Ebersau führt der Hohlweg „Punzgattern“ Rich- tung Pramet. Dort soll der Teufel auf die Jagd gegangen sein und hat dort schwarze Katzen zusammengerufen. Auf diesem Weg zog auch die wilde Jagd. Die Taglöhner bei den Bauern in Eber- sau, die über diesen Weg heimgehen mussten, beka- men einen Brotscherz mit nach Hause. Der Brotteig wurde mit Weihwasser besprengt und der Brotbe- sitzer wurde dadurch auf dem Heimweg beschützt. Der „Schochergeist“ dagegen war eine verkleidete Dienstmagd die als Geist auftrat. („Hehernscho- cher“, weil diese Wiese dem Hehern gehört hat)
In Richtung der Ortschaft Streit (deshalb „Streit- geist“) wurde ein herumtanzendes Irrlicht bemerkt, das man nur aus der Ferne sehen konnte.
9) Antonie Prankl, Die Innviertler Zechen.
Von Burschenkameradschaften, Bräuchen und ländlicher Geselligkeit. München 1991, S. 98f.
10) Prankl, Zechen, S. 122f.
Franz Peterlechner, Die Innviertler Zechen.- In: Rieder Heimatkunde 6. Heft 1913, S. 140f
11) Prankl, Zechen, S. 40, 64, 110.
12) Chronik der Volksschule Schildorn
13) Franz Carl Lipp, Goldhaube und Kopftuch. Zur Geschichte und Volkskunde der österreichischen, vornehmlich Linzer Goldhauben und oberösterreichischen Kopftücher. Linz 1980, Tafel V nach S. 176.
14) Otto Kampfmüller, Oberösterreichische Kinderspiele. Linz 1965, S. 162-164, 166-170.
  Die Erwachsenen kannten neben dem Kegelschei- ben die Wurfspiele mit Platten oder Hufeisen. Im
1) Herta Schmied-Scholze, Brauchtum und Glaube.- In: Österreichische Volkskunde für Jedermann. Hrsg. v. Adolf Mais. Wien 1952, S. 7
2) Chronik der Volksschule Schildorn
3) gamen, mittelhochdeutsch goumen =
Wache halten; althochdeutsch goumen = sorgen für
4) Rieder Volkszeitung 45. Jg. Nr. 2 (8.1.1925)
5) Ernst Burgstaller, Lebendiges Jahresbrauchtum
in OÖ. Salzburg 1948. S. 67-70
6) Politisches Sonntagsblatt für das Innviertel
1. Jg. Nr. 10 (13.6.1880), S. 10f
7) Politisches Sonntagsblatt für das Innviertel
1. Jg. Nr. 28 (17.10.1880), S. 6
8) Spielgemeinschaft Mettmach. Die Zechen des
Innviertels überreicht an Dr. Commenda. Manuskript 1949. OÖ. Volksliedarchiv Linz
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