Page 145 - Heimatbuch der Gemeinde Schildorn
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  Volkskundliches GEMEINDE
SCHILDORN
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Liamess-Tag
Am Tag Maria Lichtmess (2. Februar) werden in der Kirche die Kerzen geweiht und die Dienstboten erhielten ihren Jahreslohn ausbezahlt und wechsel- ten den Dienstplatz. Die Mägde bekamen von den Knechten für das Aufbetten zu Lichtmess ein Wachsstöckl als Belohnung. Am 3. Februar wurde und wird noch heute in der Kirche der Blasiussegen ausgeteilt. Am „Blasl-Tåg“ war für die neuen Dienst- boten der „Einstehtag“ und der neue Dienstgeber holte ihren Kasten oder ihre Truhe ab.
Kraun-Nåcht
Wenn die winterliche Waldarbeit erledigt war, ging der Bauer mit seinen Holzknechten (Taglöhnern) und den an dieser Arbeit beteiligten Dienstboten in ein Wirtshaus. Dort wurde der Abschluss der oft gefährlichen und anstrengenden Holzarbeit als „Kraunnåcht“ gefeiert. Unklar ist die Herkunft des Namens und ein möglicher Bezug zu Krähen („Kraun“). Noch heute wird, wenn für die Waldar- beit fremde Arbeitskräfte eingesetzt werden, der Abschluss der Waldarbeit mit einem besseren Essen und etwas mehr Getränken gefeiert.
Valentin –
san Feiertag und s’guat Essen dahin
Mit dem Aschermittwoch, an dem man sich in der Kirche das Aschenkreuz auf das Haupt streuen lässt, beginnt die 40-tägige Fastenzeit.
Die Mitglieder der Burschenschaften, „Zechen“, gingen in Schildorn an diesem Tag mit Schaufeln und Hauen los, den Fasching zu suchen. Dabei wurde aller mögliche Unfug getrieben. Wenn man ihnen nicht rechtzeitig etwas gab, drangen sie in die Häuser ein und rissen sogar den Fußboden auf. Sie erbettelten sich oder stahlen Eier, Hühner, Kuchen und Schnaps für ein gemeinsames Mahl in einem Gasthaus.
In der ersten Fastenwoche fanden früher die „Beichtlehren“ statt. Es gab jeweils für die Schüler, die ledigen Männer, die ledigen Frauen und die Ver- heirateten eigene „Standesunterweisungen.“ Dann
folgten wochenweise die Beichttage der Burschen, der Mädchen und der Verheirateten. Nach dem Beichttag folgte am nächsten Tag der Kommunion- tag. Die Dienstboten hatten an ihrem jeweiligen Beicht- und Kommuniontag frei. Am Kommunion- tag ging man ins Wirtshaus, um dort Met („Beicht- met“) zu trinken.
Bei der Heimkehr wurden die Teilnehmer der Oster- kommunion mit einem besseren Essen empfangen, es gab „Schnitten mit Fleisch“. Den Daheimgeblie- benen brachte man Brezen mit.
Derjenige der am Palmsonntag zuletzt aufstand, wurde als „Palmesel“ bezeichnet.
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Am Palmsonntag ließ man die Palmbuschen oder einen „Pålmbam“ weihen. Ein Palmbuschen wurde aus Zweigen von Buchs- und Segenbaum, Palmkätz- chen und Zeder gebunden und mit Äpfeln oder sel- tener mit Orangen geschmückt. Die Palmbuschen wurden auf Stangen von Elexen oder Weiden zu einem Palmbaum zusammengebunden. Auf den geschälten Ästen wurden Äpfel aufgezogen und mit Seidenbändern geschmückt. Diese Palmbäume waren bis zu 6 Meter hoch und mit bis zu 70 Äpfel verziert.


















































































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