Page 17 - Unsere Brücke November 2020
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 als Individuum, mir selbst genug, sondern um die allumfassende Ge- meinschaft mit den anderen Wesen des Universums (vgl. LS 220). Wir sind unweigerlich miteinander verbunden. Dieses Wissen um die Bezo- genheit, um die Abhängigkeit ist Grundlage und trägt uns bei den bevor- stehenden Herausforderungen. Es gilt diese Geschwisterlichkeit zu pflegen und dadurch Leben zu ermöglichen, das meiner Nächsten wie des gesamten Umfeldes, der Mitwelt.
Diese Texte sprechen auch davon, dass alle Geschöpfe Gott widerspie- geln und uns etwas lehren können. Für uns Christ*innen ist gewiss, dass Christus im Innersten eines jeden Wesens wohnt, es mit seinem Licht durchdringt. Der Schlüssel dazu ist, sich Zeit zu nehmen und bewusst das Gegenüber wahrzunehmen, so finden wir diese Spuren Gottes in der Schöpfung. Leicht fällt mir das jetzt im Herbst, wenn ich den Laubwald betrachte, bei einem Sonnenuntergang oder auf Berggipfeln. In solchen Augenblicken ist es ein Leichtes, die Haltung der staunenden Dankbar- keit für das Wunder Schöpfung einzuüben. Im Alltag, im täglichen Tru- bel ist das schon schwieriger. Anknüpfen können wir dabei auch zum Beispiel bei der Tradition des Tischgebetes oder bei den vielen Bildstö- cken und Wegekreuzen, die uns zum kurzen Innehalten und Durchatmen einladen. Das ist die Grundhaltung für den langen Atem im Transforma- tionsprozess.
Die liebevolle Zuwendung zur Welt und die Kultur der Achtsamkeit einzuüben, genau dazu wird in der Schöpfungszeit aufgerufen. Sie be- ginnt mit dem in der orthodoxen Tradition verankerten Schöpfungstag, 1. September, und endet mit dem 4. Oktober, dem Gedenktag des
Hl. Franziskus. Ein jährliches Angebot, um sich wieder vermehrt in ge- lassener Aufmerksamkeit zu üben. Dadurch können wir langfristig unse- re Lebensgrundlage erhalten, unser gemeinsames Haus der Schöpfung.
Die Drei Zinnen (Südtirol) bestehen aus Hauptdolomit, der in der Trias vor etwa 200 bis 220 Millionen Jahren durch Sedimen- tation in Flach- wasserbereichen des Urmeeres Tethys entstand.
(© Christian Kneidinger)
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