Page 14 - Unsere Brücke November 2020
P. 14

  Dr. Franz Kogler
Leiter des Bibelwerkes Linz
Garten der Schöpfung mit dem Pfad der Verantwortung
„Biogarten Eden“ war in einem kurzen Artikel einer Lokalzeitung als Motto für die Landesgartenschau 2019 in Schlägl zu lesen. Das empfand ich als Leiter des Bibelwerks als „Einladung“, mich einzubringen – und nahm mit dem Stift Schlägl Kontakt auf, um zu klären, was hier geplant ist. Der Architekt hat, so hieß es, bereits fünf Gärten entworfen, in denen die Bedrohung der Schöpfung thematisiert wird.
Schöpfungsgarten
In einer rasch einberufenen Arbeitsgruppe wurde schnell deutlich: Die Schöpfung gibt es nur einmal, da können/dürfen nicht fünf Gärten hin- tereinander entstehen, wo dann irgendwie alles gleich-gültig und aus- tauschbar ist ... Wir haben nur eine Schöpfung – und die ist bedroht. Somit war klar: Ankerpunkt eines Schöpfungsgartens ist das Sechstage- werk aus dem ersten Buch der Bibel. Jeder Tag soll das Wunder der Schöpfung deutlicher machen – bis hin zur Erschaffung des Menschen. Und der Zielpunkt ist der siebente Tag mit dem umfassenden Schalom, der Ruhe des Schöpfungsfriedens. Der Schöpfungserzählung folgend, wurde der Garten schließlich in sieben stufenförmige Abschnitte ge- gliedert – mit dem Höhepunkt des Ausruhens am Ende. In der Mitte des letzten Abschnitts laden ein Brunnen mit lebensspendenden Quellwas- ser und eine Ruhebank zum Blick zurück auf den Schöpfungsgarten, zurück zum Ursprung des Lebens, ein.
Pfad der Verantwortung
Von diesem Schöpfungsgarten ausgehend schlängelt sich dann der Pfad der Verantwortung durch das ganze Gelände. An drei Stationen wird dieser Weg unterbrochen, wo zentrale Herausforderungen thematisiert werden und die Verantwortung für die Erhaltung dieser Schöpfung spürbar wird. Der Mensch steht vor unterschiedlichen Alternativen und muss eine Entscheidung treffen zwischen
• unterwerfen oder achten,
• verhärten oder umkehren, • zerstören oder verwandeln.
Bei jeder Station steht eine Tafel, die an ein Ambo erinnert, mit kurzen Texten aus der Bibel sowie von Papst Franziskus und herausfordernden Impulsen. Die Texte des Papstes sind aus seiner Enzyklika Laudato sii‘ und machen deutlich, wie sehr die Verantwortung jedes Menschen gefor- dert ist. Beim Verlassen der einzelnen Stationen lädt ein lyrischer Text von Dr. Stefan Schlager zur Vertiefung ein.
Armselig – voller Würde
Abschließend erlebt sich der Mensch im Spannungsbogen zwischen Erdverbundenheit und Himmelsnähe in seiner Würde: Niemand kann dem Menschen diese Würde nehmen. In und durch uns Menschen
12





















































































   12   13   14   15   16