Page 6 - Brücke 11 2018
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  Gaben der Gemeinde weniger das Brot und der Wein, son- dern eher stilisiert die Gabe des Geldes, so werden in Nigeria die verschiedensten Lebens- mittel vor den Altar gebracht. Neben Brot und Wein sind dies auch Obst, lebende Tiere oder auch Bier. Waren während der Priesterweihe ein paar hundert Menschen in der Kathedrale
versammelt, strömten zur Gabenbereitung plötzlich tausende Menschen in einer nicht enden wollenden Prozession tanzend vor den Altar und brachten ihre Gaben herbei. Der Wunsch des Konzils, dass „die Gläubigen bewusst, tätig und mit geistlichem Gewinn“ (SC 11) an der Liturgie teilnehmen mag dort also oberflächlich betrachtet sehr viel mehr spürbar werden, mir persönlich scheint eher, dass eben auch in der Liturgie die kultu- rellen Unterschiede, ja auch ein anderer Zugang zum Leben spürbar wird. Dies zeigt
sich auch in der Dauer der Liturgie. Für diese großen Messen konnte man durchaus drei Stunden einplanen, was auch an den sehr langen Predigten lag. Auch hier zeigt sich nicht eine größere Frömmigkeit, sondern der andere Zugang zur Zeit. In unserer schnelllebigen westlichen Gesellschaft nimmt man sich ja nicht nur für den Gottesdienst, sondern auch für andere Dinge weniger Zeit. Dies mag eine andere Lebensqualität sein, (wirtschaftliche) Umtriebigkeit ist aber auch ein Standbein unseres Wohlstands.
Letztlich hat sich mir gezeigt, welch großen Rahmen die Liturgie der Kirche bietet, um sie mit der jeweiligen Kultur zu erfüllen, und wie sich die Universalkirche (wir beten in jeder Messe für den Papst) in der Ortskirche vollziehen kann (wir beten jede Messe für den Bischof).
Jakob Stichlberger
Priesterausbildung in Nigeria
Alles, was ich von Nigeria und der dortigen Situation der Kirche wusste, beschränkte sich auf meine – damals noch Seminaristenkollegen, nun Priester – Francis und Maximus. Im Priesterseminar habe ich sie fröhlich, mit einem sonnigen Wesen und ernsthaft auf dem Weg der Nachfolge Christi erlebt. Die gemeinsame Reise nach Nigeria eröffnete mir die Möglichkeit einen Blick aus der Nähe auf die dortige Formung der angehenden Priester zu werfen.
Das wohl prägendste Charakteristikum in diesem Zusammenhang würde ich mit Freude in Gemeinschaft und im Herrn beschreiben. Wir waren in etlichen „kleinen Seminaren“ (Gym- nasien für Jungs, die Priester werden wollen und auch schon wie Seminaristen leben) und „Großen Seminaren“ (Priesterseminar ab dem Zeitpunkt der Matura) und erlebten überall freudige Gesichter. In den persönlichen Gesprächen erlebte ich gut auf Christus ausgerich- tete junge Männer, die mit ihrem Leben Christus und der Kirche dienen wollen.
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