Page 4 - Brücke 11 2018
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Eindrücke von unserer Nigeriareise
Zu Gast im Land des Willkommens
Als Regens Hintermaier uns Seminaristen letztes Jahr fragte, ob wir anlässlich der Einladung des Bischofs von Awka mit der Diözesanleitung zu den Heimatprimizen von Francis und Maximus in den Süden Nigerias fliegen wollen, war ich sofort begeistert: Die Aussicht das Land kennenzulernen, aus dem unsere dann neugeweihten Mitbrüder und Freunde stammen, die Gelegenheit eine tropische Lebenswelt mit ganz anderer Kul- tur zu erfahren und auch der Reiz ein Abenteuer zu erleben, ließen eine große Vorfreude auf den Sommer aufkommen.
Am 13. Juli war es schließlich so weit: Geimpft, mit Mückensprays bewaffnet und Mala- riaprophylaxe im Blut fühlten wir uns für die Tropen gewappnet. Die Medienberichte zur Sicherheitslage in Nigeria in der Zeit vor der Reise verursachten aber doch eine gewisse Spannung. Nach insgesamt etwa 10 Stunden Flugzeit plus mehrstündigem Aufenthalt in Addis Abeba schien bei der Ankunft in Enugu diese Unruhe sogleich bestätigt, als uns vor dem Flughafen zwei Pickups mit Blaulicht – inklusive je vier bulliger Uniformierter mit Sturmgewehren – die Aufwartung machten. Schnell wurde uns aber versichert, dies sei nur eine Vorsichtsmaßnahme, wir befänden uns im sichersten Bundesstaat Nigerias. Während unserer Reise sollten wir auch keine brenzlige Situation erleben.
Das Gepäck auf den Polizeipickups verstaut, rasten wir – mit Folgeton untermalt – durch den bunten und teilweise sehr dichten Verkehr: Da fuhren staubige Trucks aus den 70ern neben „Keke“ genannten, offenen Dreiradtaxis, neben Motorrädern, die mit bis zu fünf Passagieren zu Familienvehikeln umfunktioniert worden waren. Die Polizisten und unser Busfahrer verstanden es, sich durch teils so wilde Manöver einen Weg durch das Chaos zu bahnen, dass uns oft vor Staunen der Mund offenblieb. So kamen wir nach Awka, der Heimatdiözese unserer Neupriester.
Der unglaublich herzliche und freundschaftliche Empfang dort machte schnell die Reise- anstrengungen vergessen: Unseretwegen kam die ganze Nachbarschaft zu einem reichen Buffet, das mit Gesang und traditionellem Tanz umrahmt war und wir wurden feierlich auf einer Bühne vorgestellt. Die Offenheit und Gastfreundschaft, die wir während der zwei Wochen durchgehend erfahren durften, gehören zu den tiefsten und schönsten Ein- drücken, die uns blieben.
Schon am nächsten Tag erlebten wir dies auch in Francis‘ Heimat Uga (sprich: Ogá):
Das ganze Dorf war zusammengekommen um uns zu empfangen, auch der Obi (Stam- meshäuptling) gab uns vom Thron aus die Ehre. Bischof Manfred erhielt von demselben seinen ersten afrikanischen Titel: Esinna, der gute Vater – selbstverständlich mit den ent- sprechenden Insignien. Die Primizfeier zeigte uns, dass auch Christus mit jener ehrlichen Freude und offenherzigen Lebendigkeit empfangen wird. Die Messe – dank Gesang, Tanz und kunstvoller Bekleidung sehr kurzweilig – dauerte gute drei Stunden. Nach dem Got- tesdienst folgte ein weiterer Festakt vor versammelter Dorfgemeinde und der Besuch bei Francis‘ Zuhause, wo noch einige Tage weitergefeiert werden sollte.
Für uns ging es in der Folge quer durch Igboland, jene südöstliche, mehrheitlich katho- lische Region Nigerias, die von den Iren seit dem Ende des 19. Jahrhundert missioniert
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