Page 8 - Brücke 11 2018
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Ein großes Erlebnis waren die Areale und Gebäude der Seminare. In den kleinen Semi- naren sind je Standort zwischen 200 und 300 Jungen, in den großen Seminaren weit über 400. Im Bigard Memorial Seminary in der Stadt Enugu leben nach Angaben der dortigen Ausbildner bis zu 750 Seminaristen im Haus und weitere 100-150 kommen von anderen Seminaren noch zu den Vorlesungen. Damit ist dies eines der größten Priesterseminare der Welt.
Die Infrastruktur der Priesterseminare variiert je nach der Zahl der Seminaristen, aber das Grundsystem ist stets das Gleiche: es gibt Schlafgebäude, Schulgebäude (hausinterne universitäre Ausbildung im „großen Seminar“ bzw. hausinterne gymnasiale Ausbildung im „kleinen Seminar“), Kirchengebäude, Ställe für Tierhaltung und kleine Anbauflächen. Die Gebäude sind aus Stahlbeton und Ziegel gebaut und in der Regenzeit blühen schö- ne Blumen, wachsen tropische Früchte und das Areal ist in ein sattes Grün getaucht.
In der Regenzeit weicht das Grün einem ockerfarbenem Ton. Es gibt nur diese beiden Jahreszeiten und die durchschnittlichen Temperaturen waren bei unserem Besuch in der Regenzeit bei rund 28°C.
Dieser Besuch der Seminare und der Pfarren in Nigeria erfüllte mich mit Hoffnung, da wir hier eine Teilkirche erlebt haben, die blüht. Es werden Kirchen gebaut, die Pfarren sind lebendig und es gibt viele Berufungen. Christus kümmert sich um seine Kirche, und um diese Freude im Herrn bete ich auch für unsere Teilkirche.
Klemens Langeder
Wo Menschen in Not geholfen wird
Viele Menschen benötigen in ganz unterschiedlichen, aber konkreten Lebenssituationen Hilfe. Auf dem Weg durch verschiedene Diözesen im Südosten von Nigeria wurde mir dieses Grundanliegen jedes Menschen ganz besonders präsent und bewusst.
Nigeria ist eines jener Länder in Afrika, welches die höchsten Einnahmen aus dem Erdöl- geschäft hat. Die Gewinne werden allerdings von einer sehr kleinen Führungsschicht mit- unter auch für persönliche Anliegen verwendet, während der Großteil der Bevölkerung kaum Zugang zu medizinischer Versorgung oder guter Schulbildung hat. Viele Grundbe- dürfnisse von Menschen werden nicht erfüllt, was eine positive Entwicklung der Gesell- schaft erschwert. Beispielsweise sah ich an den Straßenrändern neben den gewohnten Verkaufsständen besonders gezeichnete und ausgehungerte Menschen sitzen. Auf Nach- frage bei den uns begleitenden Priestern aus Nigeria kam sehr deutlich das Problem der nicht vorhandenen oder nicht bezahlbaren medizinischen Versorgung zur Sprache.
Ein weiters Hindernis für eine gerechte Verteilung der vorhandenen Güter stellt die schlechte Infrastruktur dar. Nur Hauptstraßen sind asphaltiert. Und immer wieder kommt es zu kürzeren oder manchmal auch mehrere Stunden andauernden Ausfällen von Strom und Wasser. All das sind Hürden für den Aufbau einer beständigen, produktiven Wirt- schaft.
Bei unserem Besuch in Nigeria sahen wir aber auch Projekte, die diesen Umständen zu begegnen suchen und positive gesellschaftliche Entwicklungen vorantreiben. Ein Beispiel
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