Page 18 - Brücke 11 2018
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 Univ.­Prof.in Dr.in Ines Weber Projektleiterin
Eva­Maria Bergmayr MA Projektmitarbeiterin
Persönlichkeitsbildung als Kompass in Zeiten des Wandels
An der Katholischen Privatuniversität Linz gibt es seit 2016 das Projekt für Persönlichkeitsbildung. In diesem Projekt wird der Mensch als Gestalter und Schöpfer hier auf Erden verstanden, der mit Kreativität, Herz und Hirn ausgestattet ist, was ihm ermöglicht, seine eigene Aufgabe zu finden und wahrzunehmen. Um diesen eigenen Weg, das eigene Potential, die eigene Einzigartigkeit zu entdecken, braucht es aber Entfaltungsräume, die es bereitzustellen gilt und einen Kompass, der in der Vielfalt der Möglichkeiten Orientierung bietet. Dieser Kompass richtet die Nadel zuerst auf die eigene Person. Die eigenen Stärken, die geschenkten Talente und gleichzeitig das noch verborgene Potential werden genordet. In Zeiten des Wandels und einer drohenden Zersplitterung der Gesellschaft, ist die eigene Nor- dung wichtiger denn je. Den eigenen Selbststand zu finden, bedeutet unabhängig von Strömungen der Zeit zu werden, um dann selbst aktiv für die eigene Überzeugung einzutreten.
Viktor Frankl, Begründer der Logotherapie und KZ-Überlebender sagt: „Im Gegensatz zum Tier sagen dem Menschen keine Instinkte, was
er muss, und im Gegensatz zum Menschen von gestern sagen dem Menschen von heute keine Traditionen mehr, was er soll. Nun, weder wissend, was er muss, noch wissend, was er im Grunde will. So will er nur das, was die anderen tun –Konformismus! Oder aber er tut
nur das, was die anderen wollen – von ihm wollen – Totalitarismus.“ Totalitarismus und Konformismus sind wieder aktuelle Strömungen unserer Zeit. Wir sind nicht gefeit davor, uns nach der starken Hand, einem großen Führer zu sehnen, der uns zeigt wie das Leben geht und uns dabei eigene Entscheidungen abnimmt. Dieser Konformismus und Totalitarismus zeigt sich auf gesellschaftlicher Ebene, aber auch auf der individuell-persönlichen: Dann, wenn ich versuche die Verant- wortung abzuwälzen durch Sätze wie „man kann ja nicht anders“ oder „die Umstände sind halt so“.
Persönlichkeitsbildung an der Hochschule möchte Tendenzen wie diesen entgegenwirken und auf die Qualitäten des Menschseins hinweisen. Diese Qualitäten des Menschseins zeichnen sich da- durch aus, dass jeder Mensch zur Freiheit geschaffen ist; zu jener Freiheit die uns nicht in der Knechtschaft eines Systems oder einer bestimmten Weltsicht gefangen sein lässt, sondern die uns aus allen
 Projekt für Persön- lichkeitsbildung an der Hochschule
Das Projekt visiert eine christlich­fundierte ganzheitliche Persön­ lichkeitsbildung an,
die es dem Einzelnen ermöglicht, sich innerhalb des Studiums bzw. der Berufsausbildung nicht nur intellektuell, sondern auch emotional und spirituell zu entwickeln. Denkerischer Hinter­ grund ist das christliche Menschenbild, aber
auch die katholische Soziallehre sowie die neuesten lerntheoretischen und neurobiologischen Erkenntnisse.
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