Page 16 - Brücke 11 2018
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Mit komplexen Situationen kön- nen sie oft souveräner umgehen als Erwachsene. Untersuchungen zeigen, dass in ihrer Welt vieles nebeneinander stehen kann, sie es tolerieren, dass unterschied- liche Lebensentwürfe, Weltan- schauungen, Kulturen und auch Glaubenssysteme nebeneinander existieren – solange sie davon nicht negativ beeinflusst sind. Zum Beispiel bereitet es ihnen keine Probleme, mit Jugend- lichen, die einer anderen Glau- bensrichtung angehören, be- freundet zu sein, aber sie wollen nicht von ihnen „missioniert“ werden. Auch mit der bunten Formenvielfalt heutiger Familien gehen sie selbstverständlicher
um als die meisten Erwachsenen und zählen gute Freunde und Freun- dinnen ebenfalls zu ihrer Familie.
Da Jugendliche gegenwärtig in einer Wettbewerbsgesellschaft heran- wachsen, verstehen nicht wenige unter „sozial sein“, sich dem Wettbe- werb stellen, Eigenverantwortung zu übernehmen und dem Staat bzw. der Solidargemeinschaft nicht auf der Tasche zu liegen. Scheitern bedeu- tet für sie dann individuelles Versagen („selber schuld“). Ausgeblendet wird, dass auch gesellschaftliche Rahmenbedingungen oder ungleiche Ressourcenlagen auf der einen Seite Erfolg, auf der anderen Misserfolge begünstigen können.
Nach wie vor bewegt sich der Zugang Jugendlicher zu Glauben und Religion in einem weiten Spektrum, das von „sehr gläubig“ über „gehört irgendwie dazu“ bis hin zu einer indifferenten Haltung („ist mir egal“) aufgespannt ist. In der Regel begründet die familiäre Tradition eine Mit- gliedschaft in einer Glaubensgemeinschaft, aber auch aktives kirchliches Engagement (z. B. in der konfessionellen Jugendarbeit) oder ein kon- kreter Anlass (wie etwa Heirat). Glaube oder Religion sollen helfen, das Leben besser zu bewältigen, sollen Sicherheit bzw. Hoffnung bei zentra- len Lebensfragen in einer sich verändernden Lebenswelt geben.
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