Page 7 - Brücke 06 2017
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ist die tägliche Zusammenkunft und das Verrichten des Rosenkranzge- betes ausgenommen an Sonntagen. Die Erscheinungstage, jeweils vom 13. Mai bis 13. Oktober, hat man feierlich begangen. So erlebte ich als kleines Kind ein tiefes Eingebundensein in eine fröhliche Gebetsgemeinschaft.
Meine Berufung ist aus dem Humus des Gebetskreises heraus gewachsen.
Rückbesinnend darf ich mit Recht sagen, dass einige aufkeimende Mo- mente des Aufgehens meiner Berufung im Gebetskreis ihren Ursprung haben. Die Berufung soll hier ganz basal im Sinne des Ausrichtens des Leben auf den liebenden Gott hin und das Erfahren der fürsorglichen Zärtlichkeit der Mutter Gottes, die auf uns Kinder liebevoll schaut, verstanden werden. Geliebt- und Getragensein von Gott und das Ver- trauen auf den ständigen Schutz und die Fürbitte Mariens erfuhr ich durch liebevolle Art und Weise, wie unsere Aufsichtspersonen mit uns umgegangen sind. Diese Attribute wurden Stützpunkte für meine spätere Gottesbeziehung und die zwischenmenschlichen Beziehungen.
Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass der Gebetskreis ein segensreicher Nährboden für die geistlichen Berufe war. Aus ihm sind viele Berufe zum geistlichen Leben aber auch zu anderen Lebensformen hervorgegangen, denn die Chance, dass die Kinder, die beim Gebetskreis aktiv waren,
sich später in der Ministrantengruppe engagierten, war enorm groß. Der Gebetskreis fungiert so gesehen, als Eingangstür zur Ministrantengrup- pe und zu einem späteren geistlichen Leben. Der Gebetskreis erfüllte jenseits der „frommen“ Ziele aber auch eine profane Rolle. Die erste außerhäusliche Sozialisation hat sich in unserem Kontext im Gebetskreis abgespielt. Die dabei entstandene geschwisterliche Verbundenheit, wirkt wie eine Schnur, welche uns bis heute zusammenhält.
Das hundertjährige Jubiläum der Erscheinung Mariens in Fatima: wenn nun dieses Fest in aller Verbundenheit mit der ganzen Welt heuer gefeiert wird, kann es Anlass zur Besinnung sein, die Grundbotschaft der Er- scheinungen Mariens von Fatima zu re ektieren: nämlich die Sorge um den Frieden in der Welt in unsere Gebete hineinzunehmen. Die ernste Gebetsaufforderung der Mutter Gottes – „bete für den Weltfrieden“ – soll besonders zum Jubiläum aufgegriffen werden. Ansatz für den Frieden
der Welt ist die Perspektive einer kollektiven Verantwortung. Diese kann im Gebet oder durch unser Tun und Handeln Gestalt annehmen. Unsere gemeinsame Existenz wird mehr und mehr bedroht und Friede auf dem Altar des Egoismus und anderer „-ismen“ leichtfertig geopfert. Mit der Fürbitte Mariens können wir auf diesem Weg des Friedens trotz allem voranschreiten.
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