Page 26 - Brücke 06 2017
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Mag. Erwin Neumayer Leitender Rektor des Propädeutikums für Priesterseminaristen
„Geh, wohin ich Dich sende! (Jer 1,7)“ Die Berufung zum Priester
So wie es für einen bestimmten Beruf eine Berufung geben kann, gibt es – und jetzt im theologischen Sinne gesprochen – auch eine Beru- fung von Gott her. Hier wird ein Mensch von Gott eingeladen, einen bestimmten Dienst, eine bestimmte Aufgabe oder Sendung für andere in einer bestimmten kirchlichen Gemeinschaft von Menschen zu über- nehmen. Schauen wir mal auf die drei Begriffe (Beruf - berufen - Be- rufung), dann fällt auf, dass in allen Formulierungen das Wort „RUF“ enthalten ist. Also Gott selbst oder Mitmenschen oder gewisse Ereig- nisse erleben Menschen als einen „besonderen“ Ruf, einen Anruf von außen her, der sie ganz persönlich trifft, mitunter am Anfang verwirrt oder sogar ängstigt, aber mit der Zeit eine gewisse Freude und Freiheit mit sich bringt, so dass sie in diese konkrete Aufgabe mit ihrer ganzen Existenz einwilligen können.
Wie kann ich erkennen, ob ich berufen bin?
• Eine Berufung er ndet man sich nicht, da ist, wie gesagt, eigentlich immer Gott im Spiel, und eine Berufung empfängt man.
• Ein Wort der Hl. Schrift bewegt dich und du hast das Gefühl: das trifft genau auf mich zu, da bin ich gemeint, das geht mich persönlich an.
• Andere Menschen sprechen dich für diesen Weg an und können sich das gut vorstellen.
• Es kann auch eine gewisse innere Unruhe über deine momentane Situation sein, eine Sehnsucht nach mehr in deinem Leben, weil die gegenwärtige Stillstand bedeutet.
• Du machst die Erfahrung, dass du Freude hast, wenn du etwas für andere tun kannst, auch wenn der Dank dafür ausbleibt.
• Du hast Freude an kirchlichen Vollzügen und es zieht dich hin zu Gebet und Meditation, zur Feier der Eucharistie, der Liturgie und den anderen Sakramenten; es erfüllt dich, wenn Du mit anderen über den Glauben sprechen kannst.
• Es bereitet dir Freude, die Frohe Botschaft weiterzusagen, aber ohne aufdringlich damit zu werden.
• Es zieht dich hin zu geistlichen Dingen und Vollzügen und möchtest dein christliches Leben in allen Aspekten deiner Lebensführung einbauen.
• Mitunter ist nicht sofort klar, ob du berufen bist und es braucht vielleicht einige Zeit, um Klarheit zu  nden. Gut und hilfreich ist es, wenn du bereit bist, mit einem Menschen, der sich da auskennt, über deine Erfahrungen, Fragen und Überlegungen zu sprechen. Auch wenn du nicht zu einer hundertprozentigen Klarheit darüber kommst, ob du berufen bist oder nicht, es kann hilfreich sein.
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