Page 15 - Brücke 06 2017
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Einsiedeln - Das Haus der Mutter
Vor fast 2000 Jahren sprach Jesus vom Kreuz herab zu Johannes
die Worte „Siehe, deine Mutter“ und zu Maria „siehe, dein Sohn“
(Joh 19,26-27). In der Auslegungsgeschichte dieser Worte haben sich Interpretationen ergeben, dass Maria die Mutter aller Menschen ist
und sich um ihre von Jesus anvertrauten Kinder sorgt. Konkrete Orte im kirchlichen Leben, wo sich diese Rezeptionsgeschichte zeigt, sind Wallfahrtsorte wie Einsiedeln. Die Gnadenkapelle wird dort als „Haus der Mutter“ bezeichnet, die jährlich von vielen Pilgern aufgesucht wird. Deshalb möchte ich in diesem Zusammenhang über die Mutterschaft Mariens nachdenken und in welchem Zusammenhang dies mit der Berufung eines jeden Menschen steht.
Die Hl. Schrift zeigt, dass Maria die Mutter Jesu (z.B.: Lk 2,1-20) ist und sie wird in einigen Stellen in den Evangelien erwähnt. Gemeinsam mit der eingangs genannten Stelle aus dem Johannesevangelium bilden
die Worte „was er euch sagt, das tut“ (Joh 2,5) eine Grundlage für die Haltung, dass Maria als Fürsprecherin angerufen wird. Die Mutterschaft Mariens ergibt sich als ein weiterer Schritt aus dem Mitwirken am Heilswerk ihres Sohnes, wie Lumen Gentium sagt: „Indem sie Christus emp ng, gebar und nährte, im Tempel dem Vater darstellte und mit ihrem am Kreuz sterbenden Sohn litt, hat sie beim Werk des Erlösers in durchaus einzigartiger Weise (...) mitgewirkt zur Wiederherstellung des übernatürlichen Lebens der Seelen. Deshalb ist sie uns in der Ordnung der Gnade Mutter.“ (LG 61)
An Wallfahrtsorten wie Einsiedeln werden diese Überlegungen zur Mutterschaft Mari- ens für viele Menschen konkret. Aufzeich- nungen der Mönche aus Einsiedeln zufolge pilgern Menschen seit dem 11.Jahrhundert an diesen Wallfahrtsort, weil sie oft in der Gegenwart Mariens Trost, Stärkung, Hilfe und neue Kraft  nden. Maria möchte als gute Mutter ihren Kindern in allen Be- reichen des Lebens zur Seite stehen. Speziell für mich als Seminarist ist Maria eine große Stütze geworden und hilft mir auf meinem Weg. Deshalb bin ich gewiss, dass Maria je- dem Menschen in der Unterscheidung seiner Berufung hilft und ihn zu Jesus Christus füh- ren will, von dem her Rettung und Erlösung kommen.
Klemens Langeder Seminarist
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