Page 28 - unsere brücke / Juni bis Dezember 2020
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Die Kirche: Bild für die Erde – Bild für den Himmel
 Lukas Hitzl Seminarist
Ein Kirchengebäude ist ein Ort der Sammlung, ein Ort der Stille, ein geschützter Raum. Eine Kirche hat eine Funktion, ganz klar. Symbo- lisch steht eine Kirche für die lebendige Kirche, für die Gemeinschaft der Getauften. WIR sind die Kirche Gottes, zu der die irdische, wie die himmlische Kirche gehören. Vor allem im Barock versuchten die Künstler durch ihre Gestaltung der Kirchengebäude den Himmel
auf die Erde zu holen, gleichsam als Wehr gegen die dunkle Zeit der innerkirchlichen Turbulenzen im 16. Jahrhundert.
Jedes Kirchengebäude hat eine eigene, ganz spezielle Geschichte. Es gibt altehrwürdige Dome, Stiftskirchen und Pfarrkirchen, aber auch neugebaute Kirchen und Kapellen. In unserem schönen Österreich
haben wir ja eine hohe Anzahl. - Darunter auch die ehemalige Stiftskirche in Mondsee, heute Basilica Minor St. Michael. Bei meinem Praktikum im vergangenen Sommer durfte ich immer wieder Touristen durch die Basilika führen.
Die Basilika in Mondsee hat eine über tausendjährige Geschichte. Meine Führungen begannen aber nicht damit, sondern auf dem Vorplatz im Angesicht der wunderschönen, barocken, gelb-weißen Doppelturmfassade.
Indem ich vor dem Eintritt in die Basilika auf das auffällige Äußere hinwies, konnten die Besucher den Kontrast zur gotischen Innenschale der Basilika stärker wahrnehmen. Der Weg, den ich bei den Führungen genommen habe, war meistens der gleiche, hatte aber durchaus unterschiedliche Akzentsetzungen. Innerhalb einer Stunde konnte ich nicht die ganze Basilika samt ihrer langen Geschichte erschließen. Wichtige Stationen waren aber
der Grabstein vom seligen Abt Konrad II., eini- ge, ausgewählte Seitenaltäre, die Erkundung des ehemaligen Kapitelsaals und des Kreuz- gangs, sowie der Hauptaltar mitsamt der neuen Altarraumgestaltung und als Abschluss die Sakristei mit ihren wertvollen Messgewändern und Messgeräten.
Ein Praktikum mit vielen Kirchenführungen ist nicht in jeder Pfarre so möglich, weil nicht überall so viele Besucher kommen. Sehr bald habe ich gemerkt, wie sehr die Führungen auch eine pastorale Aufgabe sind: Es ist eine Arbeit mit und für Menschen. Sie bieten die Chance zum Kontakt mit vielen, sehr unterschiedliche geprägten Menschen, zum Gespräch und zum Eingehen auf persönliche Fragen oder Themen des Glaubens.
So habe ich in meinem Praktikum die Bedeu- tung von Kirchenräumen in der Verkündigung des Glaubens entdeckt und versucht, dem scheinbar „toten“ Raum Lebendigkeit zu geben.
 























































































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