Page 25 - Heimatbuch der Gemeinde Schildorn
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  Geschichte GEMEINDE
SCHILDORN
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  Schildorn nach 1945
Mit dem Ende der Nazi-Herrschaft wird der letzte Bürgermeister von 1938, Georg Stockinger zum pro- visorischen Bürgermeister ernannt. In seiner ersten Sitzung am 8. Juli 1945 (die letzte fand am 10.6.1944 statt) stellt der neue Gemeinderat fest:
NSDAP beurlaubt. Die führenden Mitglieder und Aktivisten der NSDAP werden verhaftet. Manche kommen schon nach wenigen Tagen wieder zurück, andere werden mehrere Monate zur "Entnazifizie- rung" in Ried und Salzburg-Glasenbach interniert.
Der Gemeinderat spricht sich für eine Weiterbe- schäftigung von Vinzenz Ferschmann als Schullei- ter aus:
  "Mit Beendigung des Krieges und durch den Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes ergab sich die Notwendigkeit der Neu- bildung der Gemeindevertretung der Gemeinde Schildorn. Der heute endgültig neugebildete Ausschuß für die Gemeinde Schildorn gibt hier- mit die Erklärung ab, daß er in jeder Hinsicht bemüht sein wird, die Interessen der Bevölke- rung der Gemeinde Schildorn im Sinne der alten österreichischen Bestimmungen zu wah- ren und den Anordnungen der provisorischen Landesregierung sowie der Militärregierung für Oberösterreich strikte Folge zu leisten."21
 "In Schildorn war vor dem Einmarsch der deut- schen Wehrmacht in Österreich keine national- sozialistische Bewegung, Ferschmann wurde bei der geforderten Gründung einer Ortsgruppe der NSDAP im März 1938 zum provisorischen Ortsgruppenleiter bestellt, in der Annahme, daß Ferschmann zu diesem Amte auf Grund sei- ner Ausbildung fähig sei. Ferschmann war rund drei Monate provisorisch Ortsgruppenlei- ter bis zur Regelung der Verhältnisse durch die Kreisleitung Ried i. I., wo dann der Bauer Franz Kirchsteiger als Ortsgruppenleiter der NSDAP bestellt wurde. ... Ferschmann war bei der Erzie- hung der Kinder immer bestrebt, nicht den nationalsozialistischen Geist den Kindern ein- zuprägen, sondern seinen Unterricht auf religi- öser Grundlage... abzuhalten."23
Die Hauptprobleme in der Zeit sind der drohende Hunger, die Wohnungsnot, die vielen Flüchtlinge, die mangelhafte Verwaltung, die Probleme der Ent- nazifizierung und die Probleme mit der Besatzungs- macht.
Schildorn liegt im Gebiet der amerikanischen Be- satzungszone, wo die Besatzungsmacht zu Beginn eisern durchgreift, nach kurzer Zeit aber entschei- dend den Wiederaufbau unterstützt.
In Oberösterreich hält sich eine doppelt so große Zahl an Personen als 1938 auf. Die zusätzlichen Menschen sind deutsche Bombenflüchtlinge, Hei- matvertriebene und DPs (Displaced Persons = Ver- setzte Personen), das sind ehemalige Kriegsgefange- ne, ”Fremdarbeiter”, ehem. KZ-Insassen und deut- sche Kriegsgefangene. Bedeutend ist auch die Zahl der Besatzungssoldaten. Die Verpflegung all dieser Personen ist im Chaos des Kriegsendes ein riesiges Problem. Es dauert vier Jahre, bis die Hungerjahre in Oberösterreich vorbei sind.22
Entnazifizierung
Oberlehrer Ferschmann als "Ortsschulungsleiter" und Handarbeitslehrerin Anna Wielferth werden vom Schuldienst wegen des Engagements in der
1946 müssen alle Personen nach §17 Verbotsgesetz erfasst werden. Der Gemeinderat stellt dabei fest, dass nur ein ehemaliger Illegaler im Gemeindege- biet bekannt ist, alle anderen Funktionäre der NSDAP, NS-Frauenschaft, Deutsche Arbeiterfront und Nationalsozialistische Volkswohlfahrt haben ihre Funktion auf Anordnung der Kreisleitung übernommen und keinen persönlichen Nutzen dar- aus gezogen.24
Im Jahr 1948 gibt der Gemeinderat auf Anforderung der Landesregierung eine Erklärung über den ehe- maligen NSDAP-Ortsgruppenleiter Franz Kirchstei- ger ab: er ist kein Illegaler gewesen, er hat sein Amt nur angenommen, weil die Kreisleitung Ried bei Nichtzustandekommen einer Ortsgruppe sonst die Selbständigkeit der Gemeinde Schildorn aufgeho- ben hätte, es hat keine Beschwerden über Franz Kirchsteiger gegeben, er hat sich nie anders, als
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