Page 22 - Heimatbuch der Gemeinde Schildorn
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GEMEINDE
SCHILDORN Geschichte
 eine Bruchlandung auf dem Feld zwischen Schil- dorn und Ottenberg. Unmittelbar vor dem Haus Schildorn Nr. 17 kommt das Wrack zum Stehen. Der Pilot überlebt. Ganze Prozessionen von Schaulusti- gen kommen aus den umliegenden Gemeinden, um das Flugzeug zu sehen.
Die Feuerwehr ("die Wehrmannschaft") hält am Sonntag 19. September 1943 ein Übungsschießen mit Handgranatenwerfen ab.19
Das Attentat auf Adolf Hitler am 20. April 1944 wird in Schildorn je nach Gesinnung unterschiedlich beurteilt. Bürgermeister Johann Fischer bekommt 1944 selber zu spüren, dass eine unbedachte Äuße- rung Kopf und Kragen kosten kann. Er hat in einem Gespräch unter Freunden ganz beiläufig angedeu- tet, dass man auch nicht alles glauben darf, was in der Zeitung steht. Ein fanatischer Nazi zeigt den Bürgermeister an und dieser muss sich in Ried i. I. wegen seiner Worte rechtfertigen. Die Sache geht aber noch mal glimpflich aus.
6. Juni 1944: Landung der Alliierten in der Norman- die.
Am 22. Oktober 1944 wird in Schildorn der Volks- sturm aufgestellt. Die Vereidigung auf Führer und Reich erfolgt am 12. November.
Am 31. Oktober ist für lange Zeit der letzte Schul- tag. In der Schule werden zuerst deutschstämmige Banater aus Rumänien untergebracht, die in größe- rer Zahl am 2. November 1944 in Schildorn eintref- fen. Nach deren Verteilung auf Privatquartiere kommen ausgesiedelte Oberschlesier in die Klassen- räume.
Am 1. Februar 1945 wird die Schule in Schildorn offiziell gesperrt und zu einem kleinen Flüchtlings- lager umfunktioniert. Zeitweise finden über 100 Personen Unterkunft in der Schule. Insgesamt sind Anfang 1945 fast 500 Flüchtlinge in der Gemeinde Schildorn einquartiert und das bei einer Einwoh- nerzahl von 788 Personen (Volkszählung 1938), von denen allerdings 176 als Soldaten im Feld stehen. Am 14. Februar 1945 kommt es nach einer Denun- zierung beim Bindermeister Ludwig Mühllechner in St. Kollmann 2 zu einer Hausdurchsuchung durch die GESTAPO und die örtliche Gendarmerie. Zum Glück hat der GESTAPO-Mann keine Ahnung und halbfertige Butterkübel in der Binderwerkstatt wer- den nicht als solche erkannt. Der begleitende Gen-
darm vom Posten Pramet kennt sich zwar aus, ver- hält sich aber ruhig. Der Bindermeister muss unter vorgehaltener Pistole die Namen der Bauern preis- geben, für die er neue Butterkübel erzeugt hat. Die Butterkübel der Bauern sind nämlich versiegelt worden, weil der Rahm seit Einführung der Lebens- mittelmarken abgeliefert werden muss. Zur Strafe wird bei Mühllechner der Inhalt der "schönen Stube" konfisziert (Kleider, Wäsche, Leinenstoffe). Den betroffenen Bauern werden die neuen Butter- kübel versiegelt.
So sehen die Lebensmittelrationen Ende März 1945 (74. Zuteilungsperiode) aus:
Ein ”Normalversorgungsberechtigter” erhält pro Woche 1700 g Brot, 250 g Fleisch, 125 g Fett, 125 g Zucker oder Marmelade in doppelter Menge, 225 g Nährmittel für 3 Wochen, 62,5 g Käse in 3 Wochen, 125 g Topfen in 3 Wochen, 100 g Kaffee-Ersatz in 3 Wochen.
Ab 21. März 1945 werden rund um Schildorn vom Volkssturm Schützengräben und Panzersperren errichtet. Ein Oberleutnant der SS führt das Kom- mando. Selbst Kinder werden eingesetzt. Diese haben ja schon lange schulfrei.
Am 16. April ziehen Kosaken durch Schildorn, die vor der Roten Armee flüchten, weil sie für Hitler - Deutschland gekämpft haben.
Am 20. April werden über 200 Pferde aus Wiener Neustadt durch Ebersau Richtung Westen getrie- ben.
Eine große Anzahl (ca. 2000) von russischen Gefan- genen, die von Niederösterreich kommen, campie- ren in der Nacht vom 23. auf den 24. April 1945 zwi- schen Ebersau und Strassergut (Goldberger). Weder Gefangene noch Wachmannschaften haben irgend- etwas zu essen und müssen von der Bevölkerung versorgt werden.
4. Mai 1945 Der II. Weltkrieg geht
in Schildorn zu Ende.
Die amerikanischen Truppen, die am 1. Mai 1945 von Simbach/Inn kommend im Innviertel einmar- schiert sind, rücken zügig nach Osten vor. Während in allen Nachbarortschaften die Häuser zum Zeichen der Kapitulation weiß beflaggt sind, droht in Schildorn der noch immer anwesende
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