Page 126 - Heimatbuch der Gemeinde Schildorn
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GEMEINDE
SCHILDORN Landwirtschaft und Handwerk
 Über das Leben der Dienstboten
Ein Großteil der in der Landwirtschaft tätigen Bevölkerung gehörte zur Gruppe der Dienstboten. Knecht oder Magd sein, war oft nur ein Abschnitt des Lebens bis zur üblicherweise späten Vereheli- chung mit etwa 30 Jahren. Für viele aber dauerte der Gesindedienst und die Ehelosigkeit ein ganzes Leben. Dies bedingte wiederum eine große Zahl von unehelichen Kindern, die meist nicht von den eige- nen Müttern erzogen werden konnten5.
den jeweils typischen Arbeitsbereichen ab oder von dem Arbeitsplatz, den einer einnahm, wenn alle zusammenarbeiteten. Bei den meisten, gemeinsam ausgeführten Arbeiten (Heumahd, Heueinfuhr usw.) hatte jeder "seinen" Platz.
Die Tischordnung beim Mittagstisch war ebenfalls ein Ausdruck der Hierarchie. Mit dem Aufstieg innerhalb der Rangordnung rückte man auch in der Tischordnung vor.
Auch die Kinder der Bauern wurden ab einem Alter von 12 Jahren in die Dienstbotenhierarchie einge- gliedert. Bis zur Verehelichung, der Übernahme des elterlichen oder angeheirateten Hofes, dem Wechsel des Dienstplatzes oder der Abwanderung in die Stadt nahmen sie den Arbeitsplatz eines Dienstboten ein. Im Inn- viertel übernahm üblicherweise der älteste Sohn den Hof (im restlichen Oberösterreich meist der jüngste), die anderen
Geschwister wurden "auizåhlt".
Die Dienstboten gehörten zur bäuerlichen Hausgemeinschaft. Die Dienstboten wurden wie Kinder behandelt (die Dienstbo- tenordnungen des 19. Jahrhun- derts sahen ein Züchtigungs-
recht vor), andererseits aber auch die Kinder wie Dienstboten. Normalerweise aßen in Schildorn die Bauersleute mit den Dienstboten an einem gemein- samen Tisch und arbeiteten auch mit.
   Die Hausleute beim Felxn, St. Kollmann
Besonders in den Alpenländern war beim männ- lichen und weiblichen Gesinde eine strenge Hierar- chie bemerkbar, die sich auch in Form von Titeln für die Dienstboten niederschlug. In einem ursäch- lichen Zusammenhang mit der Hierarchie stand die Arbeitsteilung auf einem Hof, die jedem Dienstbo- ten einen oft seit Generationen festgelegten Aufga- benbereich zuordnete.
Es ist einleuchtend, je ausgeprägter die Hierarchie war, und je mehr Begünstigungen (z.B. Halten von eigenen Tieren, Ausgang) die höher gestellten vor den niederen Dienstboten genossen, desto besser war die Disziplin unter dem Gesinde.
Die Bezeichnungen der Dienstboten, die für gewis- se Gebiete seit Generationen gleich waren, von Hof zu Hof aber schwanken konnten, leiteten sich von
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