Page 29 - Brücke 11 2018
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Erntedank
In Ostermiething, meiner Praxispfarre, gibt es den schönen Brauch, dass Goldhaubenfrauen zum Erntedank kleine Getreidebüscherl aus- teilen. Angehängt war heuer ein Kärtchen mit der Aufschrift Gott gibt viele Gaben und alles was wir haben, kommt aus seiner Hand.
Die Büscherl werden zusammen mit der Erntekrone gesegnet, von
den Gottesdienstbesuchern mit nach Hause genommen und an ver- schiedenen Orten hingesteckt, etwa im Herrgottswinkel oder auch am Grab der Angehörigen. Für mich sind diese Büscherl ähnlich wie die Erntekrone, die in der Kirche bleibt, Zeichen der Dankbarkeit für die geernteten Früchte des vergangenen Jahres und auch Ausdruck des Wunsches, dass der Segen Gottes nicht nur in der Kirche spürbar sein möge, sondern auf den Familien, dem Werk der Hände, auf Hab und Gut und auf der ganzen Schöpfung ruhe. Insgesamt war das heurige Erntejahr trotz langer Trockenheit und Hitze, die der Vegetation zu- setzten, ein gesegnetes, v.a. bei Obst und Kartoffeln. Wir haben Grund, Gott für alle Gaben zu danken, mit denen er uns immer neu beschenkt und sättigt, weil sie nicht selbstverständlich sind.
Erntedank ist ein Höhepunkt unseres pfarrlichen Lebens. Wir feierten es Ende September. Der gut besuchte Festgottesdienst war besonders feierlich ge- staltet, musikalisch umrahmt von Marktmusikkapelle und Singphoniachor. Einzelne Ortschaften haben die Erntekrone gebunden und Gaben gespendet. Es war eine Freude zu sehen, wie viele Menschen und Vereine zu- sammenhalfen, um auf ihre Art und entsprechend ihrer Talente und Möglichkeiten einen Beitrag zum gelun- genen Erntedank- und Pfarrfest zu leisten.
Die Kombination von Erntedank und Pfarrfest finde ich sehr passend: Zum einen wird Gott gedankt für das täg- liche Brot, die Früchte der Erde, Erfolg in der Arbeit, für Gesundheit, ein Dach über dem Kopf, für Familie, Kin- der und das Leben. Zum andern kann diese Freude und Dankbarkeit auch miteinander geteilt werden, indem man andere Menschen an den eigenen Gaben teilhaben lässt z.B. durch eine Erntedankspende, beim Gespräch und geselligem Beisammensein, beim Einbringen der eigenen Fähigkeiten und Arbeitskraft. Ernte-Dank möge aber nicht nur an diesem einen Tag im Jahr stattfinden, sondern auch im alltäglichen Leben: z.B. indem wir ein Tischgebet sprechen und verantwortungsvoll und nach- haltig mit den persönlichen Gaben und den begrenzten Gütern der Erde umgehen.
Mag. Franziskus Schachreiter
Seminarist und pastoraler Mitarbeiter
   


























































































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