Page 27 - Brücke 11 2017
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 bildung integriert sein muss, dass aber auch umgekehrt alle litera- rischen Lehrer ein religiöses Sensorium, eine gewisse Musikalität für das Religiöse p egen und entwickeln sollten. Oder zumindest eine Ahnung davon, was sich jenseits der Grenze des Alltäglichen und der Weltverliebtheit verbergen könnte.
Ganzheitliche Bildung als menschliche Grunddimension
Wem ganzheitliche Bildung ein Anliegen ist, der muss sich um die Querverbindungen, um Vernetzungen, das Austarieren von Positi- onen, Widersprüchen bemühen, gerade auch im religiösen Bereich. Konkurrenz ist nicht das Mittel, das uns weiterbringt, Vergöttlichung auch nicht und schon gar nicht, wenn Bildung zum Religionsersatz und zum Feld der Polemik wird. Schule und Religion, Wissen und Glaube, Staat und Kirche habe ich immer als sich gegenseitig he- rausfordernde, aber gegenseitig befruchtende Aspekte eines größeren Ganzen gesehen.
Und was ist, wenn solche Überlegungen zu einem „frommen“ Minder- heitenvotum werden, die für die Kanzel taugen, aber nicht mehr für die Welt? – Mit den kirchlichen Schulen, Hochschulen und Univer- sitäten haben wir gut eingeführte, anerkannte, dialog- und diskursfä- hige Institutionen auf der Höhe der Zeit. Je stärker der Staat auf eine Standardisierung, Verzweckung und Optimierung von Bildung setzt und damit Glaube und Religion als menschliche Grunddimension zunehmend aus dem Blickfeld geraten, umso wichtiger wird unser Engagement gerade im Bildungssektor.
Es gilt, auch in einer säkularer werdenden Welt das Gottesgerücht wach zu halten!
 1 Konrad Paul Liessmann: Bildung als Provokation, Paul Zsolnay Verlag Wien 2017 S.36-43
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