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6 Weltjugendtag 2016 - „Selig, die Barmherzigen“ (Mt 5,7) Vor 30 Jahren, 1985, rief Papst Johannes Paul II. den Weltjugendtag (WJT) ins Leben. Seitdem treffen sich alle zwei bis drei Jahre Jugendliche aus der ganzen Welt, um gemeinsam den WJT zu feiern. Aus diesen Treffen haben sich wahre Großveranstaltungen entwickelt. Bei der Abschlussmesse des letzten internationalen WJT 2013 in Rio de Janeiro waren auf der Copa Cabana rund 3,7 Millionen junge Menschen dabei. Hier kündigte Papst Franziskus auch an, dass der nächste WJT im Sommer 2016 in Krakau in Polen sein wird. Das Thema dieses Treffens ist den Seligpreisungen entnommen und lautet: „Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden.“ (Mt 5,7) Mit diesem Thema fügt sich der WJT in das Heilige Jahr der Barmherzigkeit ein, das Papst Franziskus angekündigt hat. Es beginnt am 8. Dezember 2015 und endet am Christkönigssonntag, dem 20. November 2016. Als Begründung für dieses Heilige Jahr zur Barmherzigkeit gibt der Papst an, dass er oft darüber nachgedacht hat, wie die Kirche noch mehr ihren Auftrag erfüllen kann, Zeugin der Nächstenliebe zu sein. Dazu ist für ihn eine „geistlichen Bekehrung“ notwendig.1 Diese besteht zunächst darin, dass wir uns wirklich bewusst werden, wie sehr Gott uns liebt, und dass er je neu bereit ist, uns zu vergeben. Der zweite Schritt ist dann eine Folge des ersten und hat zum Ziel, dass wir selber zu mehr liebenden Menschen werden. Wer entdeckt, dass er trotz mancher Fehler und Sünden von Gott unendlich geliebt ist, wird fähig, ein Werkzeug der Barmherzigkeit Gottes zu sein. Was die Barmherzigkeit Gottes ausmacht, sehen wir am deutlichsten in den drei Gleichnissen, die Lukas im 15. Kapitel seines Evangeliums Jesus erzählen lässt. Nachdem sich die Pharisäer und Schriftgelehrten darüber empört haben, dass Jesus sich mit Zöllner und Sündern abgibt, erzählt er das „Gleichnis vom verlorenen Schaf“, das „Gleichnis vom verlorenen Geldstück“ und jenes, das uns auch als „Gleichnis vom verlorenen Sohn“ bekannt ist. Was diese drei Gleichnisse verbindet, ist die Freude Gottes, die er empfindet, wenn er einen Sünder wiederfindet und ihm vergibt. Besonders deutlich wird das ja beim Barmherzigen Vater. Als dieser seinen Sohn von Weitem heimkommen sieht, geht er ihm entgegen, nimmt ihn in seine Arme und setzt ihn gegen alle Erwartung wieder als seinen Sohn ein. Er sieht in dem Heimkehrer nicht nur jemanden, der gescheitert ist und vieles Falsch gemacht hat, sondern er sieht in ihm unvermindert seinen Sohn! Und so tritt er ihm auch gegenüber. Er demütigt ihn nicht und drückt ihn mit Vorwürfen auch nicht noch weiter hinunter. Vielmehr hat er Mitleid und vergibt seinem Sohn. Diese unerwartete Liebe des Vaters richtet den Sohn wieder auf. Michael Münzner, Subregens und zweiter Rektor des Propädeutikums


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