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11 auch einen kühlen Kopf zu bewahren, und das Nötige tun. So gelingt auch die Überwindung der Angst in der Begegnung und dem Einlassen auf die flüchtenden Kinder, Frauen und Männer als einzelne Menschen mit einer je eigenen Geschichte. Die Masse bedroht, lähmt, die Schlagzeilen machen hilflos. Die Begegnung mit dem Einzelnen aber berührt, ermutigt und beschenkt. Aber noch etwas muss in Erinnerung gerufen werden für unseren Einsatz: Im 2. Vatikan. Konzil im Dekret über das Laienapostolat heißt es: „Man darf nicht als Liebesgabe anbieten, was schon aus Gerechtigkeit geschuldet ist.“ Barmherzigkeit ist die unmittelbare Grundhaltung, die Regung, die uns ergreift, wenn wir nicht wegschauen wollen und können; aber dahinter steht auch die Frage, was der Gerechtigkeit geschuldet ist. Wir werden als Kirche das eine tun, aber das andere nicht aus den Augen lassen. Diese neue Flüchtlingsbewegung wird auch unsere christlichen Pfarrgemeinden verändern. Wir sind eingeladen über unseren Glauben nachzudenken und unser Wirken in der Gesellschaft zu überdenken. Es wird auch auf Dauer mehr brauchen als die organisierte Nächstenliebe durch die Caritas leisten kann. Jede und jeder ist gefordert, durch ihren und seinen Beitrag Zeugnis abzugeben. Da stehen wir erst am Anfang einer neuen gesellschaftlichen Aufgabe, die nicht nur an die Politik, den Staat und die NGO’s delegiert werden kann. Meine konkreten Einsätze am Bahnhof in Linz haben mich bewegt und berührt. Ich bin auch dankbar für das große Engagement der vielen freiwilligen HelferInnen. Ich lade ein und bitte darum: gehen wir auf die Menschen die zu uns kommen zu und gestalten wir aktiv einen neuen Dialog der Kulturen und Religionen als Signal an die Weltgemeinschaft.


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