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Barmherzigkeit – eine Herzensangelegenheit Barmherzigkeit beschreibt das zentrale Wesen Gottes und ist ein Grundbegriff des Christentums. In unserer modernen Zeit sind vor allem eher Synonyme wie Wertschätzung, Empathie, Einfühlungsvermögen oder Hilfsbereitschaft gebräuchlich, die zwar zu den inneren Werten zählen, aber nicht genau die Definition für Barmherzigkeit wiedergeben. Im heutigen Sprachgebrauch kommt das Wort eher selten vor. Durch die Botschaft von Papst Franziskus erlangt es in unserem gesellschaftlichen Leben wieder neue Lebendigkeit. Barmherzigkeit hat viel mit Liebe und Stärke zu tun, vor allem aber mit einem Bestandteil dieses Wortes - dem Herz. Ein Herzensmensch ist derjenige, der dich im Alltag begleitet, dir zuhört, dem du dich anvertrauen kannst, der mit dir Freude, aber auch Leid teilt, für dich betet, ein Stück mit dir geht, dir vergibt und dich bedingungslos liebt. Diese Worte treffen bei mir auf einen ganz besonderen Menschen zu - meiner Oma. Ich konnte mich immer und jederzeit auf sie verlassen. Ihre kleine Familie lag ihr sehr am Herzen, ihre Liebe kam aus dem Innersten, bewegt von tiefem Mitgefühl, Nächstenliebe und Vergebung. Sie war immer für uns da und hatte stets ein offenes Ohr für unsere Anliegen, Wünsche aber auch Sorgen. Außerdem war meine Oma ein sehr gläubiger Mensch. Ihre Kraft holte sie sich im Gebet und durch den Besuch der heiligen Messe. „Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen“ (Mt 5,7). Wenn wir barmherzig sind, wir vergeben oder geben, dann bekommen wir auch Barmherzigkeit zurück. Durch eine schwere koronare Herzerkrankung war es meiner Oma nicht mehr möglich Stufen, zu steigen. Ihre Wohnung befand sich im 2. Stock ohne Lift, daher konnte sie in dieser nicht mehr bleiben. Für meinen Mann und mich war es selbstverständlich, dass sie bei uns einzieht, weil ihr die Wohnung vertraut war. Sie wurde von uns und meinen Eltern liebevoll umsorgt. Wir hielten das Versprechen ein, dass meine Oma nicht in ein Altersheim musste. Bis zum Schluss war sie an allem interessiert, man konnte sich über alles, was uns bewegte, aber auch in der Welt geschah, mit ihr unterhalten. Barmherzigkeit können wir von einem Menschen bekommen, diese aber auch schenken. Ein wesentlicher Aspekt ist jedoch für mich: Ich kann Gott um Barmherzigkeit bitten. Hier hat sich eine Situation in meinem Leben sehr eingeprägt. Meine Oma lag auf der Intensivstation und ein operativer Eingriff musste sofort durchgeführt werden. Da meine Oma aufgrund ihres gesundheitlichen Zustandes nicht alleine in der Lage war diese Entscheidung zu treffen, trat Ines Schaupp-Steinhäusl Mitarbeiterin in der Abteilung Pfarrverwaltung und Pfarrpersonal der Finanzkammer der Diözese Linz 12


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