Page 24 - Unsere Brücke 06 2019
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 Klemens Langeder Seminarist
Ein ganzer Landstrich, der das Wort Heiligkeit im Namen hat, ist schon ein ganz besonderer Ort, um auf Spurensuche nach Heiligkeit zu gehen. Diese Möglichkeit eröffnete sich mir in der Bibelschule im Heiligen Land, an der ich vor wenigen Wochen teilgenommen habe.
Während dieser Zeit wurde mir klar, dass in der Bezeichnung Palästinas als „Heiliges Land“ ein wichtiger Aspekt von Heiligkeit angesprochen wird: Das „Heilige Land“ wird so genannt, weil es durch die Gegenwart des Fleisch gewordenen Wortes geheiligt wurde (Joh 1,14).
Es ist schon sehr beeindruckend, dass Gott Mensch wurde und an kon- kreten Orten als wahrer Mensch auf unserem Planeten herumgegangen
ist. Vielmehr noch: Wir sind berufen, Christus gleichgestaltet zu werden, bis er – Christus – in uns Gestalt annimmt (Gal 4,19). Was mir im „Heili- gen Land“, in Israel klarer wurde, viel klarer wurde, ist, dass Gott nicht Mensch wurde wegen eines abstrakten Erlösungsgeschehens aus irgendei- ner uns nicht wirklich zugänglichen Motivation. Gott ist vielmehr auf eine Rettungsmission gegangen, weil er jede und jeden von uns persönlich liebt.
Der Schatz, den es in Israel zu heben gibt, ist, ein neues und vertieftes Verständnis davon zu bekommen, was Inkarnation – also Menschwerdung Gottes – eigentlich meint. Es ist die Quelle der Heiligkeit. Und durch die Erlösungstat Jesu Christi können wir Anteil an der Heiligkeit des dreifal- tigen Gottes haben (vgl. 1 Thess 5,23).
Am See Genezareth steht man beispielsweise an Orten, wo es sicher ist, dass Christus gewesen ist. In Nazareth sind wir in der Verkündigungsbasi- lika gewesen, haben uns am Bazar durch die Menschenmengen geschoben und einen guten Eindruck davon bekommen, wie das Leben dort so ist. In Sepphoris sahen wir die Grundmauern einer antiken Stadt, wo Jesus sehr wahrscheinlich mit Josef gemeinsam am Bau gearbeitet hat. Gott wurde wirklich in allem uns gleich, außer der Sünde vgl. (Hebr 4,15).
Die Frage, die sich mir dabei aufdrängte, war: Warum so und nicht anders? Gott hätte die Erlösung auf jede ihm beliebige Weise machen können,
weil er eben Gott ist. Aber aus irgendeinem Grund scheint diese Weise die Angemessenste gewesen zu sein. Unter anderen Gründen ist für mich bei dieser Reise der Aspekt der persönlichen Sorge Gottes um jede und jeden Einzelnen von uns besonders intensiv geworden. Gott liebt uns. – Und diese Liebe bleibt nicht abstrakt, sondern zeigt sich konkret in der Mensch-
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Heiligkeit im „Heiligen Land“
























































































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