Page 22 - Unsere Brücke 06 2019
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 Florian Sachsenhofer Seminarist
Florian-Tor der
St. Laurenz Basilika in Enns-Lorch
„Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“ (Joh 15,13). Dieser Ausspruch Jesu aus der Rede vom Wein- stock fällt mir ein, wenn ich an den Heiligen Florian, unseren Diözesan- und Landespatron denke, der am 4. Mai 304 unter der Herrschaft Diokle- tians mit einem Mühlstein um den Hals in die Enns gestürzt wurde.
Er hatte sich als pensionierter hoher Beamter für seine christlichen Glaubensgenossen in Lorch eingesetzt, die während der schlimmsten Christenverfolgung im Römischen Reich gemartert und eingesperrt worden waren. Nun wurde er selbst vor die Wahl gestellt, entweder seinem Glauben abzuschwören oder hingerichtet zu werden.
Dabei hing der Einsatz für seine Lorcher Brüder und Schwestern eng mit der Hingabe seines Lebens zusammen: Er sorgte sich um seine Freunde, ja setzte für sie alles aufs Spiel, indem er ihre Bedrängnis teilte und riskierte, selbst für seinen Glauben getötet zu werden. Als es für ihn schließlich so weit kam, machte er keinen Rückzieher, sondern blieb der Quelle dieser Freundschaft – Jesus Christus – bis in den Tod hinein treu.
Wie ist eine solche Treue möglich? Mir zeigt das Martyrium Florians, wie frei die Liebe macht, die uns in Jesus Christus offenbart ist. Für mich
ist das Kreuz das Symbol der Freiheit: Wenn jemand so weit gehen kann, wie es Jesus getan hat, dann nur wenn er innerlich alle irdischen Zwänge, Ängste und Begierden durch etwas Stärkeres überwunden hat: „Ich habe die Welt besiegt.“ (Joh 16,33) Dieses Stärkere ist die Liebe des Vaters, die ihn ganz erfüllt und die er seinen Jüngern erweist: „Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt.“ (Joh 15,9)
Das Gleiche trägt er nun seinen Jüngern auf: „Das ist mein Gebot, dass ihr einander liebt, so wie ich euch geliebt habe.“ (Joh 15,12) Der Hl. Florian erfüllte dieses Gebot, das darin besteht, so wie Jesus selbst zu werden: Die aus der erfahrenen Liebe erwachsende Freiheit dazu einzusetzen, andere frei zu machen und sich für sie einzuset- zen. Die Liebe des Vaters und Jesu ist die Quelle alles Guten: „Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.“ (Joh 15,5)
Der Hl. Florian lebte aus dieser Liebe: Sie drängte ihn, seinen Freunden beizustehen. Um sie zu be- zeugen, war er schließlich bereit, alles zu geben, so wie er durch sie alles geschenkt bekam.
Der Hl. Florian: Ein Märtyrer der Freundschaft
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