Page 26 - Unsere Brücke 06 2019
P. 26

 Valentine Okpalanochikwa Seminarist
„Alles vermag ich durch ihn, der mir Kraft gibt“ (Phil 4,13)
Bevor ich nach Österreich gekommen bin, habe ich mir viele Gedan- ken über die Zukunft gemacht. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es möglich wäre, in ein neues Land, so weit von meiner Heimat entfernt, auszuwandern, eine andere Kultur und andere Sitten kennenzulernen, mich von Freunden, Familie, Verwandten zu verabschieden, und vor allem mit einer anderen Sprache im Alltag zu kommunizieren.
Am Freitag, den 21.09.2018 begann für Nichodemus und mich aber die Reise nach Linz. Ich hatte sehr gemischte Gefühle, aber der Emp- fang war super.
Schon zwei Tage später hat der Deutschkurs am BFI begonnen. Als ich die Klassentüre öffnete, sah ich Menschen aus vielen verschiedenen Ländern, die auch alle Deutsch lernen wollten. Jetzt wusste ich, dass ich nicht mehr in Nigeria war. Ich konnte mit dem A2-Kurs anfangen, weil ich schon in Nigeria den A1-Kurs gemacht hatte. Pünktlich um
8 Uhr betrat eine Frau die Klasse, teilte das Lehrbuch, den Kugel- schreiber und das Heft aus begann, etwas zu reden.
Ich hatte gehofft, dass der Unterricht oder die Erklärung auf Englisch wären, damit wir zumindest etwas verstehen können. Immer wieder lachten die Leute rund um mich und ich wunderte mich, worüber diese Leute lachten. In den ersten Tagen hatte ich große Sorgen und habe mich oft gefragt: „Wie soll ich diesen Kurs machen? Wie kann ich diesen Albtraum überwinden?“
Nach und nach habe ich die Lehrerin aber besser verstanden und
so läuft das nach wie vor. Im Rahmen der Deutschkurse haben wir nicht nur Grammatik gemacht, sondern auch lesen, hören und auch sprechen geübt. Jeden Tag bekamen wir Hausaufgaben. Das war zwar intensiv, aber wirklich hilfreich, um die Deutschkenntnisse zu verbes- sern. Und wir haben auch die österreichische Kultur und die Sitten kennengelernt.
Wir sind zum Beispiel einmal zu einem Eishockeyspiel gegangen oder waren am Adventmarkt und haben Glühwein getrunken.
Im Februar sind Nichodemus und ich dann mit dem B2-Kurs fertig geworden und haben auch alle Prüfungen gemacht, die wir dank un- serer Lehrerinnen und der Unterstützung durch die Hausgemeinschaft geschafft haben.
Ein Sprichwort sagt, „Aller Anfang ist schwer“. Ich denke aber immer an die oben angeführte Bibelstelle und hoffe, dass Schritt für Schritt mein Wunsch, Deutsch gut zu beherrschen, in Erfüllung gehen wird.
24






















































































   24   25   26   27   28