Page 17 - Brücke 06 2018
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Wert der Diakonie im Pfarralltag – eine interessante Erfahrung
Eine der wohl intensivsten Erfahrungen der letzten Wochen war für mich im Pfarrpraktikum das Wochenende zur Formvorbereitung, wo wir mit knapp 100 Firmlingen ein Wochenende in Bad Goisern ver- bringen konnten. Dabei durfte ich einen guten Querschnitt aus unserer Pfarre und der Situation unter den Jugendlichen erleben.
Was mir nachhaltig in Erinnerung bleiben wird war ein Gespräch mit einem Vater, der als Betreuer auf das Lager mitgekommen war. Nach anfänglichen persönlichen Gesprächen kamen wir schließlich auf
ein Thema zu sprechen, das ihn selbst sehr betroffen gemacht hatte. „Weißt du Klemens, auch hier ist Armut ein Thema. Wenn du verste- hen willst, wie die Jugendlichen sind, musst du ihre Familie kennen.“ Es hat mich betroffen gemacht, weil ich das nicht unbedingt erwartet hätte. Aber es stimmt. Hinter wie vielen Fassaden ist tägliche Sorge!?
Die Diakonie ist in den Pfarren durch Institutionen und Verantwort- liche vertreten. Es gibt Fachausschüsse, Gruppen und viele unter- schiedliche Hilfen zu diesem Thema. Wir können uns glücklich schätzen, diese Hilfen zu haben. Dieses Gespräch war ein Geschenk für mich und hat mir neu ins Bewusstsein gebracht, dass trotz allem die persönliche Sorge und Fürsorge nicht abzugeben oder übertragbar ist.
Es ist schön zu sehen, wenn in einer christlichen Gemeinde ein au- thentischer Geist der Nächstenliebe herrscht. Wo die Liebe zu Christus zur Liebe am Nächsten führt (Lk 10,27), wo Christus in der Mitte der Diakonie steht, dort wird auch der Antrieb nicht erlahmen. „Darum verliere ich nicht den Mut. Die Lebenskräfte, die ich von Natur aus habe, werden aufgerieben; aber das Leben, das Gott mir schenkt, erneu- ert sich jeden Tag.“ (vgl. 2 Kor 4,16) Diese Erfahrung meint wohl auch Papst Franziskus, wenn er ausführt: „Die Freude des Evangeliums er- füllt das Herz und das gesamte Leben derer, die Jesus begegnen.“ (EG 1)
Zurück zu den Jugendlichen. Wie mir dieser Vater erzählt hat, ist die stabile Versorgung der Familie eine Grundlage für die Offenheit zum Glauben. Wenn Sorgen die Familie belasten, kann sich ein Jugendli- cher kaum um die geistlichen Werte kümmern. Diese Erfahrung will, denk ich auch das Konzil ausdrücken, wenn es schreibt, dass die menschliche Freiheit eingeschränkt ist, wenn der Mensch in äußerster Armut lebt. (vgl. GS 31) Auf diesem Wege kann Diakonie direkte Hilfe bei der Glaubensvermittlung an Jugendliche sein.
Klemens Langeder Pfarrjahr in Mondsee
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