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Bruecke_06_2014

3 Padua, ein überraschender Eindruck Kurz vor dem Erreichen eines großen Gebäudes in einem neuen Ort einen beeindruckenden Moment erleben ist aufregend. Viele Menschen kennen wahrscheinlich aus den persönlichen Erfahrungen viele Orte und Momente, die sehr bedeutsam im eigenen Leben geworden sind, oft erst im Nachhinein im kleineren wie auch im größeren Ausmaß. In der Osterwoche machten wir Seminaristen uns mit der Hausvorstehung auf den Weg nach Italien und vor der Basilika des Heiligen Antonius in Padua berührte mich ein erster Blick auf diesen Bau unter den vielen anderen Wahrnehmungen der gesamten Reise zwar sehr kurz, aber innerlich ganz besonders. Diese Erfahrung eines Berührt-Seins in der persönlichen aktuellen Situation wurde mir erst später während dieses Tages wirklich bewusst. Mit einer Zeit in der Kirche und Informationen über das Leben des 1195 in Lissabon geborenen Fernando Martim bekam dieser Eindruck immer deutlichere Zusammenhänge. Denn Fernando ging mit 15 Jahren zu den Augustiner-Chorherren und begann das Studium. Bald nach seiner Priesterweihe erschütterte ihn die Bestattung von fünf Märtyrern aus Marokko sehr und es wuchs der Wunsch, Franziskaner zu werden. Mit dem neuen Namen Antonius wollte er ebenfalls nach Marokko, musste jedoch aus gesundheitlichen Gründen bald wieder zurück und landete nach einem Seesturm auf Sizilien. Bei dem anschließend stattfindenden Generalkapitel seines Ordens in Assisi kam seine Begabung als Redner zum Vorschein und somit wurde er in vielen Bereichen als Prediger und Lehrender tätig. Zwei gut bekannte Legenden berichten von seiner Predigt zuhörenden Fischen am Ufer von Rimini nachdem er in der Stadt abgelehnt wurde. Oder vom Niederfallen des vorgeführten Maulesels vor der Eucharistie anstelle des nebenan angebotenen Futters, obwohl er drei Tage nichts zum Fressen hatte. So zeigt dieser Lebensweg sehr viele Erfahrungen eines Heiligen, der als Fürsprecher auch im Alltag jedes einzelnen einen Anhaltspunkt geben kann. Ich glaube, so hat es auch Antonius erlebt und wird es auch immer wieder sehr deutlich jeder Mensch erleben, der bewusst oder unbewusst auf einer gewissen Suche ist: Augenblicke, die ganz genau ins Innerste, ins Herz, treffen. Johannes Hofer Seminarist


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